Der BASIC-Rechner von Hewlett-Packard

Geschrieben am 16.12.2022 von

Vor fünfzig Jahren gab es in Amerika schon kleine Elektronenrechner, die man als Vorläufer der Mikrocomputer ansehen kann. Bekannt sind der Cogar System 4, der Datapoint 2200 und der Kenbak-1. Im Dezember 1972 brachte die Firma Hewlett-Packard den HP 9830A heraus. Er passte auf jeden Schreibtisch, und er ließ sich mit der Sprache BASIC programmieren.

Wir schreiben den Mai 1973. „Mit einer einmaligen Investition von weniger als DM 30.000,- können Sie jetzt eine praktische Alternative zum Timeshare-Terminal haben – Hewlett-Packard’s neuen Tischrechner Modell 30.“ Das verkündete eine Anzeige in einem deutschen Wissenschaftsmagazin. Der Rechner, der das Terminal einer Mainframe-Anlage ersetzte, war vermutlich der erste bei uns erhältliche Kleincomputer. In seiner Heimat USA erschien er schon im Dezember des Vorjahres.

Ein Zoom auf das Keyboard des HP 9830A – man erkennt die Aufkleber auf den Tasten für die benutzerdefinierten Funktionen.

Dort hieß er nicht Modell 30, sondern Model 30 oder HP 9830A; ein Exemplar zeigt unser Eingangsbild. Der Rechner macht nur die untere Hälfte aus, die obere ist der dazugehörige Drucker. Wer mehr als 30.000 DM investieren wollte, konnte noch ein Disketten-Laufwerk dazwischentun. Im Erdgeschoss erkennt man die Schreibmaschinen-Tastatur und rechts davon den Ziffernblock; daneben und darüber liegen Tasten für Operationen, für spezielle Funktionen und für die Festlegung durch den User. Erahnen lässt sich das einzeilige LED-Display mit 32 Feldern.

Rechts auf der Vorderfront befand sich ein Laufwerk für Magnetband-Kassetten. Im Inneren des HP 9830A steckte ein Sechzehn-Bit-Prozessor mit einer Taktrate von acht Megahertz. Das Hewlett-Packard Journal sprach von einem Mikroprozessor, doch meinte es keinen einzelnen Chip, sondern eine Ansammlung integrierter Schaltungen und Speichereinheiten. Die verfügbaren Nur-Lese-Speicher fassten zwischen 15 und 31 Kilobyte, die Arbeitsspeicher reichten von 3.520 bis 7.616 Byte. Auch das lesen wir in der Hewlett-Packard-Zeitschrift.

Minicomputer HP 2100  (Foto ESO CC BY 4.0 seitlich beschnitten)

Ein besonderes Merkmal des HP 9830A war der Einsatz von BASIC. Diese Sprache machte ihn zum ersten Personal Computer, der den Namen verdiente. Im Blog stellten wir schon kleine Rechner aus dem Jahr 1971 vor, den Cogar System 4, den Datapoint 2200 und den Kenbak-1. Der Cogar und der Datapoint waren aber primär zur Datenerfassung gedacht, der Kenbak diente der Ausbildung. 1973 kamen der kanadische MCM/70 und der französische Micral; er enthielt einen Intel-Chip. In den USA finden wir erst 1974 ähnlich ausgerüstete Kleincomputer.

Der HP 9830A bildete das dritte Mitglied einer Modellfamilie, die Hewlett-Packard ab 1971 herausbrachte. Sie stammte nicht aus dem Silicon Valley, sondern aus dem HP-Standort Loveland im Bundesstaat Colorado. Das erste Modell HP 9810A war ein Tischrechner ohne Buchstabentastatur, doch mit umgekehrter polnischer Notation; seine drei Display-Zeilen erinnern an den Vorläufer HP 9100A. Die Nummer zwei hieß HP 9820A und nahm Abschied von der UPN. Der Rechner akzeptierte Befehle in gewohnter mathematischer Schreibweise; das Display hatte nur eine Zeile.

Der Desktop-Computer HP 9845 kam im Jahr 1977 auf den Markt.

Aus Marketinggründen nannte der Hersteller den HP 9830A einen „Calculator“. Die Struktur des Prozessors folgte aber der eines Computers, des HP 2100A. Er war der Minicomputer der Firma und ging auf ein Konzept der in Detroit ansässigen Data Systems Inc. zurück. Hewlett-Packard schluckte das fünf Köpfe umfassende Unternehmen im Jahr 1964, verlegte es nach Palo Alto in Kalifornien und baute es weiter aus. 1966 erschien der Minirechner HP 2116A, 1968 folgte der HP 2000A und 1971 der HP 2100A. Hewlett-Packard wurde zu einer Größe im Feld der Minis; bis 1972 verkaufte man 4.500 Stück.

Mit dem HP 9830A betrat die Firma den Markt unterhalb der Minicomputer, sie wahrte aber Distanz zu den volkstümlichen Acht-Bit-Rechnern. Der gewaltige HP 9845 kostete 1977 mehr als 11.000 Dollar. Im September 1978 schmückte er die Erstausgabe des Computermagazins CHIP. Für 3.250 Dollar – nach anderen Quellen 2.750 Dollar – war 1980 der kleine HP 85 zu haben. Er besaß einen echten Mikroprozessor namens Capricorn. Nach Umstrukturierungen stellt die heutige HP Inc. immer noch Computer für den Schreibtisch her. Dieser Blogtext zum Beispiel entstand auf einem Hewlett-Packard-Laptop.

Hewlett-Packard-Mikrocomputer HP 85 von 1980

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