Die ersten grafischen Taschenrechner
Geschrieben am 19.07.2022 von HNF
Taschenrechner gibt es seit gut fünfzig Jahren, wir behandelten ihre Anfänge im Blog. 1985 kam ein neuer Typ heraus, der grafische Taschenrechner. Er besaß oberhalb der Tasten ein Display; es zeigte Linien und Kurven an. Das erste Modell war der fx-7000G der japanischen Firma Casio. Es folgten dann Rechner von Sharp, Hewlett-Packard und Texas Instruments.
It’s unique! Er ist einmalig! Das stand in einer Anzeige, die am 24. Oktober 1985 in der Zeitschrift „New Scientist“ erschien. Sie warb – wir zitieren die Überschrift – für den ersten programmierbaren wissenschaftlichen Rechner der Welt mit grafischem Display. Er brachte 82 Funktionen und 26 Speicherplätze mit, führte Programme mit maximal 422 Schritten aus, zeigte acht Zeilen mit sechzehn Zeichen an und kostete 79,95 Pfund, etwa dreihundert DM.
Das Wunderwerk der Technik kam von Casio in Tokio und hieß fx-7000G – der Rechner ist oben im Eingangsbild zu sehen. Sein Display umfasste 95 x 63 LCD-Pixel. Außer Buchstaben und Ziffern gab er Kurven, Kreise und gerade Linien wieder, im „New Scientist“ finden wir einige Beispiele. Der fx-7000G war jedoch nicht der erste grafikfähige Kleinstrechner. Schon 1984 konnte der Taschencomputer Sharp PC-1500A in seinem Fensterchen eine Animation abspielen, wie hier erkennbar.
Die Firma aus Osaka lieferte 1986 auch einen grafischen Taschenrechner aus. Der EL-5200 umfasste einen herkömmlichen Rechner mit einem Display aus 96 x 32 Pixeln; rechts von ihm war eine flache Tastatur mit Buchstaben und Kommandos angehängt. In Europa wurde der EL-5200 unter dem Namen EL-9000 verkauft. Die Modelle blieben anscheinend nur ein Jahr im Handel. Bei den Nachfolgern wie dem Sharp EL-9300 verschwand der Anhang; das Alphabet und die Befehle rückten zu den übrigen Tasten.
1987 stellte der kalifornische Hersteller Hewlett-Packard ebenfalls einen Grafikrechner vor. Der HP 28C verband zwei zusammenklappbare Teile; der rechte enthielt die Zifferntasten und das Display, links befanden sich Buchstaben. Im Inneren saßen der Vier-Bit-Prozessor Saturn aus eigener Produktion und ein Arbeitsspeicher mit zwei Kilobyte. Beim nächsten Modell HP 28S vergrößerte sich der Speicher auf 32 Kilobyte; als Prozessor fungierte ein verbesserter Saturn-Chip namens Lewis.
Die beiden HP-Rechner wurden mit einer eigenen Programmiersprache bedient, RPL oder Reverse Polish Lisp. Darüber hinaus konnten sie mit mathematischen Formeln umgehen und beherrschten die Kunst des Differenzierens und Integrierens. So etwas nennt man heute Computer-Algebra-System oder CAS. 1990 brachte Hewlett-Packard eine neue Generation grafischer Taschenrechner heraus, die Serie 48. Ihre Display enthielten 131 x 64 Pixel. Die Grundtypen HP 48SX und HP 48S wurden bis 1993 produziert.
Wir schließen unsere Umschau mit dem TI-81 von Texas Instruments. Er kam gleichfalls 1990 heraus und kostete 110 Dollar. Auf dem Display mit 96 x 64 Pixeln hatten vier Kurven Platz. Der TI-81 rechnete mit einem Mikroprozessor von Toshiba und speicherte 37 Programme mit zusammen 2.400 Byte. Es gab auch ein Zusatzgerät, um den Inhalt des Displays mit einem Overhead-Projektor anzuzeigen. Der TI-81 und seine Nachfolger verkauften sich gut. Bis zum Jahr 2003 setzte Texas Instruments 25 Millionen Stück ab.
Für weitergehende Informationen empfehlen wir diese Seite mit Kapiteln über grafische Taschenrechner und solche mit CAS. Gut gefiel uns natürlich das angeschlossene Museum. Über Taschenrechner im Schulunterricht verweisen wir auf einen Vergleichstest sowie auf eine Konkurrenz für CAS-Rechner. Für die Richtigkeit übernehmen wir wie bei der Ziehung der Lottozahlen keine Gewähr.
Vielen Dank für diesen informativen Artikel. Allerdings sind mir zwei Dinge aufgefallen: Der Nachfolger des HP-28C hieß HP-28S und nicht Hp-28G (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/HP-28). Außerdem wurde sowohl im 28C als auch im 28S die Lewis-Version des Saturn-Prozessors verbaut (siehe https://www.hpmuseum.org/saturn.htm, Absatz „Versions“).
Ist korrigiert, vielen Dank!