Eine Remington zum Schreiben

Geschrieben am 28.06.2024 von

Die Firma Remington war bis zu ihrem Ende 2020 einer der traditionsreichsten Hersteller der USA. Gegründet 1816 im Bundesstaat New York, wurde sie durch ihre Waffen bekannt. Sie fertigte aber auch andere Geräte. Vor 150 Jahren kam die Remington Nummer 1 heraus. Sie basierte auf der Schreibmaschine von Latham Sholes und startete die moderne Büro-Industrie.

In der Schreibmaschinen-Abteilung des HNF im ersten Obergeschoss steht eine Vitrine mit zwei Exponaten. Es sind Geräte aus den 1870er-Jahren, eines zeigt unser Eingangsbild. An ihm fallen besonders die Blumenmuster auf. Der Hersteller saß im Städtchen Ilion im US-Bundesstaat New York und hieß E. Remington & Sons. Die Maschinen trugen deshalb den Namen Remington No. 1; erhältlich waren sie im Sommer 1874.

Die Firma Remington gab es seit 1816. Ihr Hauptprodukt waren Gewehre und Revolver; ab 1856 lieferte sie Geräte für die Landwirtschaft und ab 1870 Nähmaschinen. Am 1. März 1873 kam es zu einem Vertrag zwischen Remington und dem Geschäftsmann James Densmore. Er suchte einen Hersteller für eine Schreibmaschine und versprach Remington 10.000 Dollar für tausend Stück. Remington und Söhne richteten eine entsprechende Fertigung ein, und am 1. Juli 1874 lag die Nummer 1 vor.

Der Schreibmaschine hatte auch einen alternativen Namen: Sholes and Glidden. Er nannte zwei der drei Schöpfer, Latham Sholes und Carlos Glidden; der dritte hieß Samuel Soulé. Der Haupterfinder war Sholes; wir würdigten ihn im Blog. 1872 war seine Maschine im Prinzip fertig, und im August des Jahres erschien zu ihr ein Presseartikel. Der erwähnte James Densmore kaufte Sholes die Patentrechte ab und organisierte in Milwaukee die Fertigung einer Kleinserie. Die Zukunft sah er aber nur in der Produktion im industriellen Maßstab.

Genau das schaffte Remington, der damit das Zeitalter der Bürotechnik startete, wie wir sie kennen, einschließlich der QWERTY-Tastatur. Ab 1882 wurden seine Maschinen von der Firma Wyckoff, Seamans & Benedict vermarktet. 1886 erwarb diese von Remington die komplette Schreibmaschinen-Abteilung und nannte sich Remington Standard Typewriter Company; 1902 strich sie das Wort „Standard“. 1927 fusionierte die Remington Typewriter Company mit einem Hersteller von Büroartikeln zum Remington-Rand-Konzern.

Hier entstanden später die UNIVAC-Computer und natürlich Schreibmaschinen. 1955 wurde Remington Rand von der Sperry Corporation geschluckt, die Produktion von Büromaschinen endete zu Beginn der 1980er-Jahre. Die nächste Umgruppierung führte 1986 zum immer noch existierenden Unternehmen Unisys. Der Waffenfabrikant Remington erlebte ab 1888 erfolgreiche Zeiten und ebenfalls mehrfache Wechsel des Eigentümers.  2020 wurde er aber nach 204 Jahren aufgelöst.

Es folgt nun eine Bilderstrecke zur Frühgeschichte der Remington-Bürogeräte; wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich um Objekte aus dem HNF. Dort finden sich auch Originale und Nachbauten zu anderen Schreibmaschinen-Pionieren wie Rasmus Malling-Hansen, Giuseppe Ravizza und Peter Mitterhofer, die wir nicht vergessen wollen.

Sholes-Glidden-Schreibmaschine von 1872 nach einer Darstellung des „Scientific American“

Eine Remington No. 1 von 1874: die Verzierungen wurden von Nähmaschinen übernommen.

 

Eine blümchenfreie Remington; auch hier blieb die getippte Zeile zunächst unsichtbar.

Die Remington Standard 2 wurde ab 1878 produziert; sie hatte Groß- und Kleinbuchstaben.

Das Modell 7 der Schreibmaschine fand von 1896 bis 1914 rund 250.000 Abnehmer.

Mit dem Modell 10 lieferte Remington 1908 auch eine Maschine mit sichtbarer Schrift.

Ein Jahr später erschien Modell 11 mit kleinen aufsteckbaren Addierwerken. Sie machten aus der Schreib- eine Buchungsmaschine.

Reiseschreibmaschine Streamliner aus den 1930er-Jahren: ganz unten erkennt man den Herstellernamen Remington Rand. Das Gerät steht in einem Kunstmuseum in Montreal.

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