Elektor Junior – der Computer aus der Zeitschrift
Geschrieben am 16.07.2021 von HNF
Im Blog erwähnten wir bereits die Rolle der New Yorker Elektronik-Magazine bei der Geburt des Mikrocomputers in den 1970er-Jahren. Es gab auch eine deutsche Fachzeitschrift, die Schaltpläne für kleine Rechner abdruckte. 1974 stellte „Elektor“ den Computer 74 vor. 1980 erschien der Junior-Computer mit dem Acht-Bit-Prozessor MOS 6502. Er wurde von Bastlern in ganz Europa nachgebaut.
Zu den traditionsreichsten Elektronik-Zeitschriften in deutscher Sprache zählt der oder die Elektor. Seit Mai 1970 auf dem Markt, geht sie auf die holländische Electronica Wereld zurück; 1964 nahm sie den Namen Elektuur an. Die Schwester in der Bundesrepublik behandelte schon früh das Thema Digitalrechner. Die Bauanleitung für den Computer 74 erschien in mehreren Folgen im Jahr 1974; er arbeitete mit integrierten Schaltungen aus der 7400-Familie von Texas Instruments.
1977 stellte „Elektor“ den Selbstbau-Computer SC/MP vor. Dahinter steckte ein Rechner der amerikanischen Firma National Semiconductor; sein Herz war der Acht-Bit-Chip ISP-8A/500. Das Kürzel SC/MP stand für Simple Cost-effective Micro Processor. Der “Skämp” ließ sich durch einige Peripheriegeräte ergänzen; wer handwerkliches Geschick besaß, konnte für die Platinen eine Verkleidung konstruieren. Die populärsten SC/MP-Programme dürften die Spiele Mastermind, Lunar Lander und Battleship gewesen sein.
In den 1970er-Jahren kamen auch komplett montierte Kleincomputer aus den USA nach Deutschland. Im März 1979 erwähnte der SPIEGEL den Tandy TRS 80. Zur selben Zeit baute die Karlsruher SKS GmbH den ersten kompletten Acht-Bit-Rechner made in Germany. Der KISS wurde ab September von Triumph-Adler als Alphatronic P1 verkauft; als Prozessor diente ein Intel 8085A. 1980 startete der US-Hersteller Commodore in Braunschweig die Fertigung von Bürocomputern und des kantigen PET 2001.
Im März 1980 brachte die Fachzeitschrift „Elektuur“ einen Beitrag junior-computer. Die deutsche Fassung folgte im Mai im „Elektor“. Beide Artikel beschrieben einen kleinen Rechner, den die Leser und Leserinnen selbst zusammenlöten mussten. Er umfasste eine Hauptplatine mit den Chips und der Tastatur, ein sechsstelliges Display und die nötige Stromversorgung. Die Einzelteile gab es im Elektronikladen. Beim Kaufpreis findet man in der Literatur die Angaben 300 DM und 450 DM. Das Gerät war jedenfalls nicht teuer.
Schöpfer des Junior war der Ingenieur Alois Nachtmann, der sich durch den Computer KIM-1 der MOS Technology Inc. inspirieren ließ. Das Unternehmen und seinen besten Mitarbeiter Chuck Peddle trafen wir schon im Blog. Der Junior-Computer nutzte wie der KIM-1 den Acht-Bit-Prozessor 6502 von MOS. Auf der Platine saßen außerdem Speicherchips für feste und frei wählbaren Daten; jeder Abschnitt nahm ein Kilobyte auf. Mit Speichererweiterungen verstand der Elektor-Rechner die Programmiersprachen BASIC und Pascal.
Wie beim SC/MP ließen sich die Platinen verkleiden und durch Peripheriegeräte erweitern. Ein schönes Beispiel ist das Exemplar der Informatik-Sammlung Erlangen, das über einen Monitor und eine richtige Tastatur verfügt. Nach der Vorstellung in der Zeitschrift erschienen vier Bücher über den Junior-Computer, nicht nur auf Deutsch und Niederländisch, sondern ebenso auf Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. In Europa entstanden mehrere tausend Exemplare des Rechners, mehr als vom Vorbild KIM-1 verkauft wurden.
Eine umfangreiche Informationsseite zum Junior-Computer stellte Hans Otten in Holland zusammen; sie bringt auch eine Anzahl Elektor-Artikel. Die Junior-Fotos in unserem Blog fanden wir auf der Seite von Wolfgang Robel in Filderstadt; wir bedanken uns herzlich dafür, sie verwenden zu können. Zum Schluss möchten wir noch auf den Blogbeitrag über den Siemens PC 100 hinweisen. Er ging auf den amerikanischen Rockwell AIM 65 zurück, einen Bruder im Geiste vom KIM-1 und dem Junior-Computer aus dem Elektor-Verlag.
Ich habe den noch, im Plexiglasgehäuse.