Elementar, mein lieber Watson!

Geschrieben am 01.02.2019 von

Künstliche Intelligenz trägt in der IBM den Namen Watson. Der Supercomputer der amerikanischen Firma machte 2011 Schlagzeilen, als er zwei Champions im Quizspiel Jeopardy! schlug. Seine Speicherkraft und sein Sprachverständnis soll Watson aber auch nutzbringend einsetzen. Mehr dazu berichtet am Dienstag, dem 5. Februar 2019, Dr. Dirk Michelsen von der IBM Deutschland GmbH im HNF.  

Am 16. Februar 2011 endete im US-Fernsehen die letzte von drei Runden des Quizspiels Jeopardy!. Teilnehmer waren zwei Menschen, die ehemaligen Champions Ken Jennings und Brad Rutter, und ein Computer, Watson von der Firma IBM. Jeopardy! ist ein Denkspiel bei dem Watson zum Schluss 77.147 Dollar eingesammelt hatte. Jennings kam auf 24.000 Dollar und Rutter auf 21.600 Dollar. Das brachte Watson den Gesamtsieg, wofür es eine volle Million in bar gab.

Für kurze Zeit war er der reichste Rechner der Welt, doch spendete die Firma das Geld für karitative Zwecke. Der Gewinn löste ein riesiges Medienecho aus; er weckte Erinnerungen an den Erfolg des IBM-Schachcomputers Deep Blue gegen Weltmeister Garri Kasparow 1997. Während Deep Blue aber für eine spezielle Anwendung programmiert wurde, erhielt Watson eine umfassende Allgemeinbildung. Er war „menschlicher“ als Deep Blue und vielleicht Vorbote einer künftigen Herrschaft intelligenter Maschinen.

Jeopardy! – was so viel wie Gefahr oder Gefährdung bedeutet – lief von 1964 bis 1975 im amerikanischen Fernsehkanal NBC. Nach kurzer Wiederbelebung im Winter 1978/79 startete es 1984 neu und wird seitdem täglich ausgestrahlt. Im Unterschied zu anderen Fragespielen müssen die drei Teilnehmer keine Fragen beantworten, sondern zu einer Antwort die passende Frage finden. Auf die Angabe „Er gründete und leitete eine große Computerfirma in Paderborn“ lautet die richtige Lösung also „Wer war Heinz Nixdorf?“.

Zwischen 1990 und 1993 produzierte der Sender RTL plus eine deutsche Ausgabe namens Riskant!; 1994 ging sie unter dem geänderten Titel Jeopardy! weiter. Heute findet man das Quiz auf dem Spartenkanal RTLplus – nicht zu verwechseln mit dem erwähnten Sender – in den frühen Morgenstunden.  1987 erschien Jeopardy! als Software für den Commodore C64; 1990 folgte die heimische Fassung Riskant!. Der Computer trat dort nicht als intelligenter Mitspieler, sondern als Spielleiter und Juror auf.

Dr. Watson mit Zigarre und Sherlock Holmes unter der typischen Mütze.

Da war Watson schlauer. IBM scheute keine Kosten, um den Arbeitsspeicher von sechzehn Terabyte mit Informationen zu füllen: das sind 16.000 Giga- und 16 Millionen Megabyte. Die 2.880 POWER7-Processoren verarbeiteten 500 Gigabyte pro Sekunde. Die Leistung des Computers basierte auf der klassischen Künstlichen Intelligenz und letztlich auf der Prädikatenlogik. Als Programmiersprache wählte Projektleiter David Ferrucci Prolog; der französischen Informatiker Alain Colmerauer hatte es in den 1970er-Jahren entwickelte.

Offiziell soll der Name des Computers an die langjährigen IBM-Chefs Thomas Watson und Thomas Watson junior erinnern. Er verweist aber ebenso auf den Arzt Dr. Watson, Freund und Helfer des berühmten Sherlock Holmes. Als IBM vor zehn Jahren das Watson-Projekt enthüllte, deutete das Begleitvideo das sprichwörtliche Elementary, my dear Watson an. Die Äußerung des Detektivs erscheint nicht in den Geschichten von Arthur Conan Doyle, wohl aber in einem der vielen Sherlock-Holmes-Filme.

Nach dem Jeopardy!–Erfolg suchte Big Blue sinnvolle Anwendungen ihres Computers. Man las einiges zu Einsätzen in der Krebsforschung, doch ab und zu auch kritische Artikel. 2014 richtete das Unternehmen einen eigenen Watson-Geschäftsbereich ein. Im Februar 2017 eröffnete in München das Watson IoT Center; die Abkürzung steht für Internet of Things. Ein Computer dieses Namens steht dort aber nicht; längst ist alles über die allwissende Cloud zugänglich. Kurz, Watson ist online wie Du und ich.

Mehr zum Computersystem, wo immer es auch sein mag, erzählt am Dienstag Dirk Michelsen im HNF. Der Physiker arbeitet für die IBM Deutschland GmbH in Hamburg und ist Watson-Experte. Sein Vortrag am 5. Februar beginnt um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Unser Eingangsbild (Foto IBM Corporation) zeigt den „Avatar“ von Watson zwischen Ken Jennings links und Brad Rutter rechts. Es entstand bei einem Testspiel im IBM-Forschungszentrum Yorktown Heights vor den entscheidenden Jeopardy!-Runden.

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