IBM 1130 – der Mini aus San José

Geschrieben am 10.02.2023 von

Als erster Minicomputer gilt die PDP-8. Die Digital Equipment Corporation zeigte sie im März 1965 in New York. Einen Monat vorher kündigte IBM einen kleinen Rechner an. Die IBM 1130 war so groß wie ein Schreibtisch; das Grundmodell kostete 32.280 Dollar. Der Computer wurde Ende 1965 ausgeliefert, insgesamt baute Big Blue rund 10.000 Stück.

„Der erste IBM-Computer mit einer Monatsmiete unter 1000 Dollar wurde heute von der IBM Corporation vorgestellt. […] Die schreibtischgroße 1130 ist für die individuelle Nutzung durch Ingenieure, Wissenschaftler und Mathematiker gedacht. Ihre Peripheriegeräte ermöglichen aber auch den Einsatz in Presse und Verlagen, in der Bautechnik, im Finanzwesen, in der Fertigung und im Vertrieb.“

So begann eine Pressemitteilung, die eine amerikanische Computerfirma am 11. Februar 1965 herausbrachte. Es ging natürlich um ein neues Modell, in diesem Fall um die IBM 1130. Die Meldung sprach nicht von einem Minicomputer, doch faktisch war die IBM 1130 ein solcher, also ein Rechner unterhalb der Mainframe-Kategorie. IBM verlangte für ihn nur eine Monatsmiete von 695 Dollar oder 32.280 Dollar beim Kauf. Für 895 Dollar Miete oder einen Kaufpreis von 41.280 Dollar lieferte sie eine zusätzliche Speicherplatte.

Die IBM 1130 des Computermuseums Kiel – rechts ist das Fach für die Magnetplatte. Programme und Daten wurden meist über Lochkarten oder Lochstreifen eingegeben.

Die 1130 war der erste kleinere IBM-Computer mit Transistoren. Bei den Röhrenrechnern gab es 1957 die kompakte IBM 610 – wir schilderten den Auto-Point Computer im Blog. Die IBM 1130 enthielt keine integrierten Schaltungen, somderm die Solid Logic Technology mit winzigen verkapselten Schaltkreisen. Sie besaß einen Kernspeicher mit 4.096 oder 8.192 Worten der Länge sechzehn Bit; heute würde man acht oder sechzehn Kilobyte sagen. Die Speicherplatte saß rechts im Gerät und fasste 512.000 Worte oder ein Megabyte.

Der Computer ließ sich an einen Drucker, an Lochkarten- und Lochstreifengeräte sowie an einen Plotter anschließen. Er verstand die Assembler-Sprache und FORTRAN und erledigte 120.000 Additionen pro Sekunde. Die Software-Spezialisten der Firma schrieben mehr als fünfzig Anwendungsprogramme und stellten sie den Nutzern kostenlos zur Verfügung. Das waren noch Zeiten! Gefertigt wurde die IBM 1130 im kalifornischen San José – heute endet dort das Silicon Valley – und in Greenock westlich von Glasgow.

Anschließbar war auch ein Monitor IBM 2250 samt Tastatur; auf dem Computer liegt die einschiebbare Magnetplatte.  (Foto Computer History Museum)

Die ersten Computer erreichten im vierten Quartal 1965 ihre Kunden. Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Software-Angebot. 1968 kamen Modelle mit größerem Arbeitsspeicher und höheren Rechengeschwindigkeiten, außerdem startete die Fertigung im IBM-Standort Boca Raton in Florida. 1972 kündigte die Firma weitere Verbesserungen an, doch ist unklar, ob und wann die entsprechenden Systeme erschienen. Das genaue Ende der Produktion ist jedenfalls unbekannt. Insgesamt entstanden wohl rund 10.000 Systeme der IBM 1130.

Eine ganze Reihe von Software-Pionieren begann ihre Karriere am IBM-Computer, zu nennen sind Alan Kay, VisiCalc-Vater Dan Bricklin oder Chuck Moore, der die Programmiersprache Forth schuf. Eine IBM 1130 war 1970 der erste Elektronenrechner in Paraguay, eine andere half beim Auswerten des Wow!-Signals. Dieses empfing 1977 ein Radioteleskop im US-Bundesstaat Ohio; es könnte von außerirdischen Wesen verschickt worden sein. Eine irdische 1130-Fanseite des Computers findet sich hier.

Einschub mit Solid Logic Technology; jedes Plättchen misst einen halben Zoll oder 12,7 Millimeter. (Foto James Berlin CC BY-SA 3.0)

Einige Rechner gelangten in deutsche Computersammlungen. Unser Eingangsbild zeigt die IBM 1130 im Museum der Fachhochschule Kiel, eine weitere steht im technikum29 in Kelkheim. Auch das Computermuseum Stuttgart besitzt die Maschine und produzierte über sie ein Video. Schließen möchten wir mit dem System /3 der IBM. Es kam 1969 heraus, war billiger als die IBM 1130 und richtete sich an mittelständische Firmen. „Minicomputer“ wollte Big Blue noch immer nicht sagen, man bevorzugte das Wort „Midrange“.

Tags: , , , , , , , , , , , , , ,

Ein Kommentar auf “IBM 1130 – der Mini aus San José”

  1. ich kann immer nur staunen, was hat sich von 1965 bis heute alles entwickelt. 1965 ist unser ältester Sohn geboren und hat sich von seinem ersten Lohne einen Computer gekauft und schnelle bedient. Mir seiner Mutter hat er immer alles neue gezeigt und wir waren beide fasziniert und ich bin es heute noch. gehen wir nur immer verantwortlich mit dieser Technik um, sie ist einfach grandios. Dass ich das aller mit meinen 90 Jahren erleben kann, ist unglaublich und das Nixdorf Museum ist auch einfach toll

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir stellen diese Frage, um Menschen von Robotern zu unterscheiden.