Liebesgrüße aus dem Casino Royale

Geschrieben am 11.04.2023 von

Vor siebzig Jahren, am 13. April 1953, erschien in London der Roman „Casino Royale“. Er war das erste Werk über den berühmten Agenten James Bond. Der Autor Ian Fleming schrieb danach weitere elf Bond-Romane sowie neun Kurzgeschichten. Der Agent spielt gerne Roulette und kennt sich mit Roulette-Systemen aus. In drei Büchern kommen außerdem Chiffriergeräte vor.

Er ist und bleibt der populärste Geheimagent aller Zeiten: Commander James Bond mit der Codenummer 007 und der Lizenz zum Töten. Er arbeitet für den englischen Spionagedienst MI6 und erlebt zahlreiche Abenteuer in aller Welt. Sechs Schauspieler verkörperten ihn seit 1962 auf der Leinwand, seine Anfänge lagen in der Literatur. Am 13. April 1953 brachte der Londoner Verlag Jonathan Cape den ersten James-Bond-Roman Casino Royale heraus. Der Autor hieß Ian Fleming.

Er wurde am 28. Mai 1908 in London geboren; sein Vater, der Unterhaus-Abgeordnete Valentine Fleming, fiel im Ersten Weltkrieg. Nach wechselvoller Schul- und Studienzeit arbeitete Ian Fleming in den 1930er-Jahren für die Nachrichtenagentur Reuters und danach als Börsenmakler. Von 1939 bis 1945 gehörte er dem Geheimdienst der Marine an. Später war er in einem Zeitungsverlag tätig. Den Winter verbrachte er in seinem Haus auf der Insel Jamaica, wo er die Geschichten um James Bond schrieb. Ingesamt entstanden zwölf Romane und neun kürzere Texte. Ian Fleming starb am 12. August 1964 in Canterbury.

Ian Fleming   (Foto Paul Baack CC BY 2.0)

Am Arbeitsplatz hat James Bond noch keinen Kontakt mit Computern; für die Bürotechnik gibt es die Sekretärin Miss Moneypenny. Das mathematische Interesse äußert sich beim Agenten auf andere Weise; er liebt edle Kartenspiele wie Baccara und Bridge sowie das Roulette. Er beherrscht das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten und weiß, dass Roulette-Kessel ausleiern können und manche Zahlen dann öfter auftreten als erwartet. Nach den Angaben eines 007-Experten bevorzugt er beim Setzen der Chips das Labouchère-System.

Diese Kenntnisse nutzt Bond gleich im ersten ihm gewidmeten Roman. Das Casino Royale steht im fiktiven nordfranzösischen Städtchen Royale-les-Eaux. Ein Besucher ist der fiese Kommunist Le Chiffre. Er verschleuderte Gelder des sowjetischen Geheimdienstes und will sie am Spieltisch zurückholen. James Bond soll an gleicher Stelle Le Chiffre in den totalen Ruin treiben. Er gewinnt auch die Baccara-Partie gegen ihn, doch der Bösewicht gibt noch nicht auf. Das Weitere erzählt das Buch, das man nach Anmelden im Internet Archive lesen kann. Eine Fernsehfassung mit einem amerikanischen „Jimmy Bond“ findet sich hier.

Im vierten 007-Roman, Diamonds Are Forever von 1956, sitzt Bond in einem Casino von Las Vegas; der deutsche Titel lautete „Diamantenfieber“. Er kassiert Tausende von Dollars beim Blackjack, allerdings mit einem präparierten Kartendeck. Von der Kunst des Kartenzählens, die Spielern mit gutem Gedächtnis Vorteile brachte, wusste Ian Fleming wohl noch nichts; die Methode wurde auch erst in den 1960er-Jahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Ein kulturloses Spiel wie Pokern hätte Flemings Bond nicht angefasst.

Für Ian Fleming sah James Bond so aus wie der amerikanische Sänger, Musiker und Komponist Hoagy Carmichael (1899-1981).

Wir kommen nun zu Chiffriermaschinen. Ein sowjetisches Gerät namens Spektor löste 1957 die Handlung von From Russia With Love aus; bei uns hieß das 007-Buch „Liebesgrüße aus Moskau“. Darin taucht zum ersten Mal der ikonische Spruch „Mein Name ist Bond, James Bond“ auf. Im zwölften Kapitel entdecken wir den Hinweis, dass Bond nicht viel von der Kryptologie wusste und auch nicht wissen wollte. Ian Fleming wusste dagegen sehr genau Bescheid. Im Zweiten Weltkrieg besuchte er öfter das Entschlüsselungszentrum Blechtley Park und entwarf einen verwegenen Plan, um Enigma-Unterlagen zu erbeuten.

Laut Roman weist die Spektor drei Tastenreihen auf, James-Bond-Experten verglichen sie oft mit der deutschen Enigma. Vielleicht dachte Ian Fleming aber beim Schreiben an eine ganz andere Maschine. In den 1950er-Jahren verwendeten sowjetische Stellen ein Chiffriergerät, das die westlichen Geheimdienste niemals enträtselten; in England wurde es Albatross genannt. 1963 entstand die Filmversion der „Liebesgrüße“. Hier erhielt die Maschine den Namen Lektor. Das Design löste sich von dem des Romans – bitte bis zum Foto scrollen.

Chiffriertechnik erschien auch in den 007-Abenteuern „Thunderball“ und „You Only Live Twice“ – die deutschen Titel waren „Feuerball“ und „Du lebst nur zweimal“. Das erste Buch stellt die Kommunikationszentrale des englischen Geheimdienstes vor; es enthüllt, dass Miss Moneypenny einst im Cipher Department arbeitete. Das zweite Werk erwähnt eine japanische Dienststelle Magic 44, die sowjetische Codes knackt. Magic wurden ebenso die Informationen genannt, die amerikanische Kryptologen ab 1940 aus japanischen Geheimbotschaften gewannen. Ian Fleming dürfte davon gehört haben.

Die sowjetische Chiffriermaschine Fialka wurde 1956 eingeführt.

You Only Live Twice kam im März 1964 heraus, die deutsche Ausgabe folgte 1966. Die dort beschriebene magische Verschlüsselung passt von der Chronologie her zur sowjetischen Chiffriermaschine Fialka. Ian Fleming und seinem Helden James Bond war sie ein Rätsel, Besucher des HNF finden sie in der Kryptologie-Abteilung im ersten Obergeschoss. Spätere 007-Streifen gingen gelegentlich auf Computer ein, und 1985 rettete Roger Moore das Silicon Valley vor der Vernichtung. Wir wollten uns jedoch auf den Literaturagenten konzentrieren, oder wie Commander Bond gesagt hätte: gedruckt nicht gefilmt.

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