Stern am Computerhimmel: North Star Horizon

Geschrieben am 11.10.2022 von

Das Jahr 1977 brachte der Kleincomputerwelt die „Großen Drei“: Commodore PET, Apple II und Tandy TRS-80. Im Oktober 1977 erschien ein weiterer Rechner mit Acht-Bit-Technik, der North Star Horizon. Sein Hersteller saß im kalifornischen Berkeley. Das billigste Modell kostete 1.599 Dollar. Der Horizon hatte keine Tastatur, aber ein Diskettenlaufwerk, auf Wunsch gab es auch zwei.

Eigentlich sah das Design etwas alt aus: ein Kasten der Größe 51 mal 44 mal 18 Zentimeter mit Holzverkleidung und einer Vorderfront aus Aluminium. Die rechteckige Form erinnerte an die Acht-Bit-Rechner Altair und IMSAI, die 1975 die Mikrocomputer-Revolution starteten. Sie hatten aber Kippschalter und Lämpchen. Der North Star Horizon, der ihnen zwei Jahre später folgte, wies nur einen senkrechten Schlitz oder zwei von ihnen auf. Experten wussten, dass man dort Disketten hineineinstecken konnten.

Ein North Star Horizon mit Terminal und Floppies; das Foto stammt wohl aus einer Anzeige.

Angekündigt wurde der Horizon im Oktober-Heft 1977 des Magazins BYTE. In jenem Jahr erschienen drei wichtige Kleincomputer auf den amerikanischen Markt, der PET 2001 von Commodore, der Apple II und der TRS-80 der Tandy Corporation. Alle brachten eine Tastatur mit; der PET kam sogar mit Monitor und Kassettenlaufwerk. Der Apple und der Tandy benötigten noch einen zusätzlichen Bildschirm. Wer den Horizon kaufte, musste jedoch ein komplettes Terminal hinzutun. Zur internen und externen Datenübermittlung besaß der Computer den vom Altair bekannten S-100-Bus.

Als Prozessor diente der Z80 von Zilog, der ebenso den TRS-80 antrieb, der Speicherchip fasste sechzehn Kilobyte. An Software lieferte der Hersteller das Betriebssystem CP/M oder ein eigenes System zusammen mit der Programmiersprache BASIC. Die Besonderheit war das Laufwerk für 5¼ -Zoll-Disketten. Jede nahm 90 Kilobyte auf, es gab außerdem ein Modell mit zwei Laufwerken. Der Preis des Computers reichte von 1.599 Dollar – so viel kostete die einfachste Baukasten-Version – bis 2.349 Dollar. Damit war er teurer als die erwähnten drei Konkurrenten.

Blick ins Innere des Horizon: Links ist der S-100-Bus mit Platz für einsteckbare Chip-Karten.

Entwickelt und gefertigt wurde der Horizon von der North Star Computers Inc.; sie saß in der kalifornischen Universitätsstadt Berkeley. Bei der Gründung 1976 nannte die Firma sich Kentucky Fried Computers, siehe diese Anzeige von 1977. Da eine Schnellimbiss-Kette so ähnlich hieß, war ein Namenswechsel unvermeidbar. North Star begann als Versand für IMSAI-Computer und Terminals von Lear Siegler. Man bot aber auch eine selbst entwickelte Computerkarte für S-100-Systeme an, die Fließkomma-Rechnungen ausführte.

Über die Gründer der Firma wissen wir wenig. Anscheinend studierten Mark Greenberg und Charles „Chuck“ Grant in Berkeley; 1975 arbeiteten sie für den Mikrocomputer-Pionier George Morrow. Impressionen aus jener Zeit bringt das Buch Fire in the Valley: Wenn man die Seite herunterscrollt, kommen zwei Fotos mit Greenberg und Grant. Mark Greenberg starb 1996 im Alter von nur 50 Jahren, zu Chuck Grant existiert ein LinkedIn-Eintrag. Die beiden zählen zu den unbekannteren Helden der Mikrocomputer-Revolution.

Der NorthStar Advantage von 1982 (Foto Computer History Museum)

Der Horizon war kein Computer fürs Büro oder Jugendzimmer, sondern eher für Schulen, Labore und Werkstätten. Die Verkaufszahl lag irgendwo zwischen 10.000 und 100.000 Stück. 1982 brachte NorthStar – inzwischen schrieb man den Namen zusammen – den Advantage heraus. Er sah wie ein echter Desktop-Computer aus und besaß eine Tastatur, einen Monitor und zwei Diskettenlaufwerke; im Inneren steckte wie beim Horizon der Z80-Prozessor. Die Werbung behauptete, dass der Rechner auch Programme für den mit 16 Bit arbeitenden IBM PC akzeptieren würde.

Der dritte NorthStar-Computer war der Dimension. Es handelte sich um einen Server mit dem 16-Bit-Prozessor Intel 80186. Er erschien 1984 und versorgte bis zu zwölf Arbeitsplätze. Aus den Unterlagen erfahren wir, dass er bei uns 17.500 DM kostete; die deutsche Vertretung des Herstellers befand sich in den City Arcaden von Limburg an der Lahn. Der Dimension war IBM-kompatibel, doch das rettete NorthStar nicht vor der Schließung. Sie erfolgte ebenfalls 1984. Ein North Star Horizon blieb aber, wie unser Eingangsbild zeigt, im HNF erhalten.

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