Wir sind die Roboter
Geschrieben am 04.12.2015 von HNF
Seit dem 21. November 2015 und bis zum 25. September 2016 zeigt die DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund die große Schau „Die Roboter“ über das Verhältnis von Mensch und Maschine. Zwei der 200 Exponate kommen dabei aus dem HNF. Im Folgenden möchten wir uns Gedanken über die Frage machen, was ein Roboter eigentlich ist.
Die DASA liegt im Südwesten von Dortmund am Ruhrgebiets-Highway B 1 und startete 1993 als Deutsche Arbeitsschutzausstellung. Inzwischen führt sie nach der Abkürzung den Namen Arbeitswelt Ausstellung und umfasst neben zwölf Bereichen zum Kernthema immer wieder Sonderschauen. Die vorerst jüngste eröffnete im November und behandelt „Die Roboter“; sie kann noch bis weit in den September besucht werden, ab 2016 auch montags.
Jeder von uns hat sicher eine ungefähre Vorstellung von Maschinenwesen, allein schon durch die vielen Filme, in denen sie auftreten. So bescherte uns die populäre Krieg-der-Sterne-Serie mit dem menschenähnlichen C-3PO und dem rundlichen R2-D2 zwei Hauptvertreter der Gattung. Doch Roboter gehören nicht nur in die Science Fiction, man denke etwa an Spielzeug- oder Industrieroboter. Deshalb möchten wir einmal untersuchen, wie sie zu uns kamen und was sie wirklich sind.
Das Wort geht auf das Theaterstück „Rossum’s Universal Robots“ oder „R.U.R.“ des Tschechen Karel Čapek zurück, das 1921 in Prag uraufgeführt wurde. Der Titel ist ein englischer Firmenname, doch tauchen Figuren auf, die im tschechischen Text als „Robot“ und „Robotka“ bezeichnet werden. Es handelt sich um neue Worte, die auf „robota“ oder „rabota“ zurückgehen, was Fronarbeit heißt. Sie führten schon vor Jahrhunderten zu den inzwischen ausgestorbenen deutschen Ausdrücken „Robat“ sowie zum „Robater“, dem Fronarbeiter.
In Čapeks Stück sind die Roboter künstliche Menschen, die sprechen, laufen und handeln können; sie wurden und werden durch menschliche Schauspieler verkörpert. Schon der Prolog – der im Internet auf Tschechisch und Englisch vorliegt – macht deutlich, dass sie aus einer biotechnischen Substanz bestehen, die Firmengründer Rossum 1932, in der damaligen Zukunft, entdeckte. Ein „Roboter“ ist also kein Roboter wie C-3PO oder R2-D2. Die Genese des Kunstmenschen, wie wir ihn kennen, und seiner Verwandten verlief anders und begann früher.
Ehe wir auf die Robotergeschichte eingehen, sei eine Definition gewagt. Ein Roboter im engeren Sinne ist ein bewegliches oder mobiles technisches Gerät, das entfernt einem Menschen ähnelt, etwa seine Größe besitzt und mit einer fremden Steuerung oder einer maschinellen Intelligenz agiert. Ein Roboter im weiteren Sinne kommt ohne die entfernte Ähnlichkeit und das Längenmaß aus, kann völlig anders aussehen oder genau wie ein Mensch, siehe „R.U.R.“, und auch kleiner als ein Mensch sein.
Ergänzen müssen wir, dass vor der Erfindung des „Roboters“ solche Geräte meist Automaten genannt wurden und die technikhistorische Literatur diese Bezeichnung beibehielt. Außerdem gibt es das Wort „Androide“ für sehr menschenähnliche Roboter, das im Star-Wars-Universum zum „Droid“ mutierte. Laut Wikipedia tauchten Droiden allerdings schon 1952 in einer utopischen Erzählung auf. Umgekehrt wurden in den 1950er-Jahren Computer öfter als Robotergehirne oder Elektronenroboter beschrieben.
Welches Gerät der erste Roboter der Technikgeschichte war, lässt sich nicht so leicht entscheiden. Einiges spricht für den berühmten Schachtürken des Wolfgang von Kempelen, der 1769 wohl in Wien gebaut und 1854 im amerikanischen Philadelphia bei einem Feuer zerstört wurde. Eine im Inneren versteckte Person bediente den linken Arm des Türken und konnte die Figuren eines Schachbretts greifen und versetzen. Ein funktionsfähiger Nachbau steht, wie man weiß, im HNF. Über einen weiteren Schachroboter aus den 1790er-Jahren haben wir im Juli gebloggt.
Das 19. Jahrhundert sah mehrere literarischer Roboter, so die junge Olimpia aus der Erzählung „Der Sandmann“, die E. T. A. Hoffmann 1816 in Berlin veröffentlichte. Im 20. Jahrhundert tauchten dann Maschinenmenschen auf der Kinoleinwand auf. 1920 zeigte die englische Wochenschau den realen Roboter The Kaiser. 1928 begann mit Eric die Ära der klassischen Metallroboter, der wir so schöne Exemplare wie den amerikanischen Elektro oder die Schweizer Sabor-Serie verdanken. Sie endete in den späten 1960er-Jahren, als die Computer die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zogen.
Schon in den späten Vierzigern trat eine neue Art Roboter auf, die auch als kybernetische Automaten bezeichnet wurden. Der Neurologe William Grey Walter konstruierte im englischen Bristol Fahrzeuge mit Lampen und Fotozellen, die durchs Haus rollten und sich intelligent verhielten. Sie wurden nicht wie die humanoiden Roboter von Menschen ferngesteuert, sondern besaßen ein Hirn aus einfachen Stromkreisen. Von Toby führt ein gerader Weg zu den späteren computergesteuerten Robotern und solchen mit eigenen Mikrochips.
Neben den mobilen Robotern entstanden die festinstallierten Industrieroboter, die für Arbeit in der Fabrik programmiert wurden. Diese werden wir in einem späteren Blogtext behandeln, ebenso wie die Roboter der Literatur und des Films. Empfehlen können wir die Internetseiten cyberneticzoo.com, androidworld.com und TheOldRobots.org sowie die „Maschinenträume“ des Filmemachers Peter Krieg von 1988 – die englische Fassung ist online. Den Schluss mögen Fotos zur Sonderausstellung der DASA bilden; der dort aufgeführte Roboter aus dem HNF ist ein Omnibot 2000.
Ein trauriger Nachtrag: Am Dienstag, dem 1. Dezember, starb in den USA im Alter von 90 Jahren Joseph Engelberger, der große Pionier des Industrieroboters. Seine Firma Unimation Inc. installierte 1961 in einer Fabrik von General Motors den ersten Roboterarm namens Unimate.
Wirklich beeindruckend, wie weit Roboter heute schon sind. Besonders gut gefällt mir die JustoCat. Bin erst über euren Beitrag auf die Roboterkatze aufmerksam geworden.
Meine Oma ist Demenz krank und die Katze könnte eine große Bereicherung für sie sein.