Zwanzig Jahre Xbox

Geschrieben am 15.11.2021 von

Nach der Vorstellung von Windows XP war es die zweite Microsoft-Premiere, die im Herbst 2001 in New York stattfand. Am 15. November um 0.00 Uhr startete Bill Gates den Verkauf der Xbox. Sie führte seine Firma in den Markt der Spielkonsolen. Die erste Xbox-Generation wurde bis 2005 gefertigt, sie brachte aber noch keinen Gewinn ein.   

In Europa dämmerte der Morgen, in New York sprangen die Uhren auf Mitternacht, und der 15. November 2001 begann. Am Times Square, dem Zusammenfluss von Broadway und Seventh Avenue, öffnete das Geschäft Toys “R“ Us, ausgesprochen „Toys for us“. Die seit Stunden vor ihm wartenden Computerspiel-Fans drängten sich hinein, um eine Xbox zu ergattern. Wer am Anfang der Schlange stand, hatte die Chance, Bill Gates die Hand zu schütteln, der zur Produktpremiere erschienen war.

So startete vor zwanzig Jahren der Verkauf der ersten Spielkonsole von Microsoft. Sie kostete 299,99 Dollar und war die amerikanische Antwort auf die dominierenden Systeme aus Japan. Die Firma von Bill Gates hatte schon Erfahrung im Game-Bereich. Im November 1982 bot sie den Flugsimulator an, der zahlreiche Nachfolger erhielt. Die Programmfamilie ist mittlerweile das älteste Produkt in der Microsoft-Palette. Ab Oktober 1997 vermarktete das Unternehmen auch die Spiele der Age-of-Empires-Serie.

Ganz in weiß: die Xbox Crystal Limited Edition aus dem Jahr 2004 mit Controller

Dabei handelte es sich aber um reine Software. Die Xbox war dagegen ein Gerät, in das man eine CD oder DVD hineinsteckte und das mit dem Fernseher verbunden wurde. Anschließend konnte man den Controller ergreifen und loslegen. Der Vater der Xbox war der 1967 geborene Physiker Seamus Blackley. Nach dem Ende seines Studiums arbeitete er für Spiele-Studios. Bei einem Pressetermin lernte er Bill Gates kennen, dem seine animierten Saurier gefielen. Im Februar 1999 wechselte Blackley zu Microsoft.

Hier saß er in der Abteilung DirectX und entwickelte Software zur Unterstützung von Videos und Multimedia-Applikationen. Im März 1999 hatte er die Eingebung, dass eine eigene Spielkonsole von Microsoft Sinn machen würde. Er suchte Mitstreiter, befasste sich mit den technischen Details und entwarf einen Business-Plan. Am 14. Februar 2000 kam es zu dem entscheidenden Meeting mit Bill Gates und Microsoft-Vorstandschef Steve Ballmer. Die beiden hielten überhaupt nichts von Blackleys Konzept, doch dann fragte ein anderer Topmanager am Tisch: „Und was ist mit Sony?“

Etwas zerknautscht wirkt die Xbox 360 S von 2010. Beim Gamen steht sie aufrecht.

Die Angst, dass japanische Computerelektronik die amerikanischen Wohnzimmer erobern könnte, brachte die Zweifler zum Umdenken. Am 10. März 2000 stellte Bill Gates auf einer Konferenz im Silicon-Valley-Ort San Jose die Xbox vor – das X stammte aus dem Namen DirectX. Bei Minute 29:00 des Videos zieht Seamus Blackley die Decke vom Prototyp. Im Januar 2001 enthüllte Gates, assistiert vom Wrestling-Star Dwayne „The Rock“ Johnson, das endgültige Design der Spielkonsole. Es ist auch oben im Eingangsbild zu sehen.

Der Verkauf begann wie erwähnt am 15. November. In der Xbox steckten ein Pentium-III-Prozessor von Intel, ein Grafik-Chip von Nvidia sowie eine Festplatte, die erste in einer Spielkonsole. Das Betriebssystem basierte auf Windows 2000. Das Microsoft-Gerät konnte ans Internet angeschlossen werden. In der Game-Welt zählte es zur sechsten Generation; Konkurrenten waren die Neuausgabe der PlayStation, die Sony im Jahr 2000 in Umlauf gebracht hatte, und der GameCube von Nintendo. Er erschien am 14. September 2001 in Japan und am 18. November 2001 – genau drei Tage nach der Xbox – in den USA.

Die Xbox One von 2013. Für sie wie für das Modell 360 existierte eine Gestensteuerung.

Zur Konsole gab es fünf Spiele. „Halo“ war ein kosmischer Ego-Shooter, „Project Gotham“ lieferte Autorennen in New York, San Francisco, London und Tokio. Beim „NFL Fever 2000“ ging es um amerikanischen Football, während bei „Dead or Alive 3“ die Fäuste sprachen. „Oddworld“ war ein Jump-and-Run-Abenteuer. Ein Jahr nach der Premiere führte Microsoft ein Netzwerk zum Online-Gamen ein. Bis heute wurden für die Xbox und ihre Nachfolger rund eintausend Spielprogramme geschrieben oder lizensiert.

Die Xbox kam zum Weihnachtsgeschäft; bis Ende des Jahres fanden 1,5 Millionen einen Käufer. Am 22. Februar 2002 war sie in Japan erhältlich, Mitte März in Europa. Sony zwang Microsoft nun in einen Preiskrieg. Im April kostete sie statt 479 nur noch 299 Euro. Gewinn machte die Xbox erst 2004; die Fertigung endete 2005. Insgesamt setzte Microsoft 24 Millionen Konsolen ab, die Verluste betrugen aber vier Milliarden Dollar. Auf die Ur-Xbox folgten die Xbox 360, die Xbox One, die Series X und die Series S, und bis heute bewachen die Boxen die amerikanischen Wohnzimmer.

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