Der Angriff der Spielstationen
Geschrieben am 03.12.2019 von HNF
1994 beherrschten zwei japanische Firmen den Markt der Videospiele. Nintendo verkaufte Gameboys und das Super Nintendo Entertainment System, Sega bot die Mega-Drive-Geräte an. Am 3. Dezember 1994 stieg ein drittes Unternehmen in den Ring: Sony. Die PlayStation verdrängte die Konkurrenz; nach neuneinhalb Jahren waren hundert Millionen abgesetzt. Heute gibt es von der Konsole fünf Generationen.
In ihrer Heimat hieß sie Pureisutēshon. Das hat keine tiefere Bedeutung, sondern ist die japanische Aussprache von PlayStation; jene Sprache mag keine Konsonantenfolgen. Das englische Wort wird überall verstanden und bezeichnet eine Spielkonsole, die vor 25 Jahren in Japan auf dem Markt erschien. Sie war nicht die einzige; gleichfalls in Japan saßen die dominierenden Anbieter Nintendo und Sega. Ihre Erfolgsmodelle hießen Gameboy, Super Nintendo Entertainment System und Mega Drive.
Der Urheber der Playstation war die Sony Corporation aus Tokio. Nach der Gründung 1946 wurde sie ein großer Produzent von Unterhaltungselektronik, etwa von Videorekordern oder eines tragbaren Tonbandgeräts, besser bekannt als Walkman. 1984 brachte Sony einen Computer im MSX-Verbund heraus; von Spielkonsolen hielt man sich fern. In den späten 1980er-Jahren startete aber ein Joint Venture von Sony und Nintendo. Das Ziel waren zwei Konsolen mit CD-ROM-Laufwerk; eine der beiden trug schon den Namen „Play Station“.
1991 tat sich Nintendo mit Philips zusammen, worauf die Beziehung zu Sony in die Krise geriet. Die beiden japanischen Firmen kooperierten noch eine Zeitlang, doch schließlich stieg Sony aus. 1993 entstand das Tochterunternehmen Sony Interactive Entertainment; es schuf eine eigene „PlayStation“ – als ein Wort geschrieben. Am 3. Dezember 1994 kam die Konsole mit acht Spielen in Japan in den Handel. Sie kostete 39.800 Yen, etwa 450 DM. Am ersten Tag wurden 100.000 Stück verkauft, nach einem halben Jahr waren es zwei Millionen.
Die neue PlayStation wurde an den Fernseher angeschlossen und mit einem oder zwei Konrollelementen bedient, den Joypads. Die einzelnen Spiele saßen auf CD-ROMs. In der Konsole operierten ein 32-Bit-Prozessor amerikanischer Herkunft und ein Coprozessor für die Berechnung von Grafiken. Ein weiterer Grafikchip stammte von Toshiba. Die Konsole produzierte räumlich wirkende Bilder mit Hilfe von Polygonnetzen. Ab 1997 konnten die Joypads bei manchen Spielen vibrieren – Sony sprach von „DualShock“.
Die Software erwarb die Firma bei freien Entwicklern; sie übernahm außerdem das englische Spielestudio Psygnosis. Als Zielgruppe peilte Sony junge Leute zwischen zwölf und 24 Jahre an; die Spiele sind dementsprechend aktionsreich. Zu den ersten zählte Ridge Racer, das die Welt mit den Augen eines Autorennfahrers sah. Es gab Kampf- und Fußballspiele, das gruselige „Resident Evil“ und die utopische „Final Fantasy VII“; auch das mysteriöse Myst war im Angebot. Bekannteste PlayStation-Figur war zweifellos Lara Croft in Tomb Raider.
Ab dem 9. September 1995 wurde die PlayStation in den USA angeboten, am 29. September folgte Europa. Bei uns kostete die Konsole knapp 600 DM. Im Mai 1995 war der SPIEGEL noch skeptisch, Anfang September lieferte er aber einen zuversichtlichen Bericht. Zwei Jahre später war Sony der Marktführer, nicht zuletzt durch den geschickten Einsatz von Preissenkungen; man unterbot zur rechten Zeit die Konkurrenz. 2001 zog sich Sega von den Konsolen zurück. Nintendo blieb und brachte 2016 den Welthit Pokémon Go heraus.
Der Kampf der Giganten spielt sich heute aber zwischen Sony und Microsoft ab; Bill Gates persönlich stellte 2001 die neue Spielkonsole Xbox vor. Bei den Verkaufszahlen führen die PlayStations; mittlerweile gibt es fünf Generationen von ihnen. Von der ersten wurden bis zum Produktionsende 2007 über 102 Millionen Stück abgesetzt, die 3.000 Spiele anboten. Hier ist ein Rückblick auf die allerersten aus dem Geburtsjahr 1994, natürlich auf japanisch. Yorosiku onegaisimasu – das heißt „Viel Glück“ – und Sayonara!