Apple Lisa – aus der Tiefe geholt
Geschrieben am 19.01.2018 von HNF
Der Personal Computer Lisa des Herstellers Apple wurde am 19. Januar 1983 auf den Markt gebracht. Den Namen übernahm er wahrscheinlich von der Tochter des Apple-Mitgründers Steve Jobs. Lisa besaß schon eine grafische Benutzeroberfläche und eine Maus-Bedienung. Im Inneren saß ein Sechzehn-Bit-Prozessor der Firma Motorola. Leider zählt der Computer zu den großen Flops der IT-Geschichte.
Die letzten 2.700 Systeme wurden vergraben, angeblich um Steuern zu sparen. Im Herbst 1989 landeten sie in einer Mülldeponie bei der Stadt Logan im US-Bundesstaat Utah. Ein Bulldozer presste die Geräte zusammen, und wahrscheinlich kamen mit der Zeit weiterer Schrott und Erde oben drauf. Wo die Deponie genau lag, ist inzwischen vergessen.
So endete die Karriere des Personal Computers Apple Lisa, gesprochen Ließa mit scharfem S. Bekannt gemacht wurde er am 19. Januar 1983 durch Apple-Mitgründer Steve Jobs; auf dem Bild sieht man ihn neben dem Rechner beim Pressetermin in New York. Der Name ist vermutlich inspiriert durch seine Tochter Lisa Brennan; sie war damals vier Jahre jung und lebte bei ihrer Mutter. Offiziell deutete Apple die Bezeichnung als „Locally Integrated Software Architecture“, was man mit Softwareverbund übersetzen könnte.
Lisa brach mit der für Mikrocomputer eingeführten Arbeitsweise, bei der man zeilenweise Befehle eintippte. Stattdessen erschienen auf dem Monitor leicht verständliche grafische Anzeigen. Außerdem besaß sie ein revolutionäres Bedienelement – die Maus. Damit ließen sich Symbole anklicken und über den Bildschirm ziehen. Kurz: Lisa war ein Computer, so wie wir ihn kennen. Die neuen Techniken übernahm Apple vom Forschungszentrum der Kopiererfirma Xerox, dem legendären PARC im kalifornischen Palo Alto.
Im PARC entstand schon in den 1970er-Jahren der Computer Alto, der den neuen Arbeitsstil realisierte. Von ihm wurden etwa 2.000 Exemplare gebaut; ein Alto steht auch im HNF. 1981 brachte Xerox die ähnlich funktionierende Workstation Xerox Star 8010 heraus. In den darauffolgenden Jahren wurden rund 25.000 Systeme verkauft. Der erste Computer mit einer Maus bzw. Rollkugel war 1969 der Großrechner TR 440 von AEG-Telefunken. Er lief aber nur an wenigen Orten in der Bundesrepublik.
Die Entwicklung der Lisa begann 1978 unter dem Apple-Manager John Couch; das Projekt verschlang fünfzig Millionen Dollar. Als Prozessor nahm man den Motorola 68000 mit sechzehn Bit und fünf Megahertz; einige Funktionen liefen mit 32 Bit. Der Arbeitsspeicher fasste ein Megabyte. Die Urversion der Lisa besaß zwei Laufwerke für 5¼-Zoll-Disketten. Modell Lisa 2 schluckte 1984 nur eine Floppy der Größe 3½ Zoll. Optional gab es eine Festplatte mit fünf, später zehn Megabyte; im Eingangsbild ruht sie oben auf dem Rechner. An Software brachte der Rechner sieben Büro- und Grafikprogramme mit.
Das alles kostete 9.995 Dollar; deutsche Lisa-Käufer zahlten 30.000 DM. Ausgeliefert wurde Lisa ab Juni 1983. Die Konkurrenz, sprich IBM, präsentierte im März 1983 den vergleichbaren IBM PC XT. Diesem fehlte die grafische Benutzeroberfläche, doch der Preis betrug nur 7.545 Dollar. Der Apple war arg teuer, was sich in den Verkäufen niederschlug. In zwei Jahren setzte die Firma nur 10.000 Lisas ab. Preissenkungen halfen kaum; im April 1985 stoppte die Fertigung. Dagegen produzierte IBM jeden Monat 40.000 Personal Computer.
1984 machte sich Apple selbst Konkurrenz: der Macintosh war so leicht zu bedienen wie die Lisa und kam am 24. Januar 1984 heraus. Zwei Tage vorher wurde im amerikanischen Fernsehen der berühmte Werbespot ausgestrahlt, der die Firma IBM attackierte. 1983 ließ Apple einen Film zur Lisa drehen, in dem der noch unbekannte Schauspieler Kevin Kostner auftrat. Der Apple mit der Maus und den zwei Diskettenschlitzen war neben dem NeXT der edelste Flop der Computergeschichte. Heute ist Apple die umsatzstärkste IT-Firma der Welt. Aus Fehlern kann man eben auch lernen.