 
								Cisco – Strassenbauer des Internets
Geschrieben am 31.10.2025 von HNF
Gegründet wurde Cisco Ende 1984 in Menlo Park im Silicon Valley. Das Unternehmen begann als Wohnzimmerfirma, im Jahr 2000 war es an der Börse 500 Milliarden US-Dollar wert. Heute ist seine Zentrale in der Stadt San José. Es erstellt vor allem Geräte und Software für Netzwerke; der SPIEGEL nannte Cisco einmal den Baumeister der Internet-Infrastruktur.
„Wenn man sich das Internet als ein globales Straßennetz vorstellt, dann bauen wir die Kreuzungen und die Ampeln. Unsere Router und Switches regeln den Verkehr auf den Daten-Highways, die… zu einem Netz für Computerdaten, Video und Sprache zusammenwachsen.“
Das verriet der 49-jährige John Chambers im März 1999 zwei Mitarbeitern des SPIEGEL. Das Gespräch fand in Kalifornien statt; Chambers leitete die Firma Cisco Systems in San José am Südende des Silicon Valley. Von 1976 bis 1984 hatte er für IBM gearbeitet, danach war er in den Wang Laboratories tätig. 1991 schloss er sich Cisco an. Von 1995 bis 2015 saß er auf dem Chefsessel, in dieser Zeit kletterte der Jahresumsatz von 1,9 auf 49,2 Milliarden Dollar. Er blieb noch bis 2017 ein Mitglied des Aufsichtsrats.
1999 existierte Cisco fünfzehn Jahre. Gestartet wurde das Unternehmen im Dezember 1984 von der Wirtschaftsforscherin Sandy Lerner und dem Informatiker Leonard Bosack, ihrem Ehemann. Lerner kam 1955 in Kalifornien zur Welt, 1984 betreute sie die Computer der BWL-Schule der Universität Stanford. Bosack war Jahrgang 1952 und stammte aus dem US-Staat Pennsylvania. Nach dem ersten Abschluss ging er zur Digital Equipment Corporation, 1979 setzte er das Studium in Stanford fort. 1984 hatte er die Aufsicht über die Rechner des Informatik-Instituts.
Sandy Lerner und Leonard Bosack lernten sich 1977 kennen; 1980 heirateten sie. In den frühen 1980er-Jahren befassten sie sich mit dem Vernetzen von Computern ihrer Universität. Das war wegen der unterschiedlicher Netzprotokolle nicht leicht, eine Lösung bot aber die Blue Box, einer der ersten Router der Informatik-Geschichte. An seiner Entwicklung wirkte Andreas von Bechtolsheim mit, als Haupterfinder gilt der Ingenieur William Yeager. Bald liefen zwei Dutzend der blauen Kisten auf dem Stanford-Campus.

Ein Router der Cisco-Tochter Linksys aus den 2000er-Jahren – 2013 verkaufte Cisco aber die Firma wieder.
Mit ihrem Unternehmen wollten Sandy Lerner und Leonard Bosack eine etwas abgeänderte Version der Blue Box vermarkten. Die Gründung fand in Menlo Park unweit der Stanford-Universität statt, als Firmensitz diente das Haus der beiden im Nachbarort Atherton. Der Firmenname cisco – damals noch klein geschrieben – war eine Kurzform von San Francisco, das Logo stellte die Golden Gate Bridge dar. Juristisch bewegten sich Lerner und Bosack auf dünnem Eis, erst 1987 einigten sie sich mit der Hochschule über offene Copyright-Fragen.
Ein Cisco-Router aus den Anfangsjahren gelangte nach Berlin und in die Netz-Ausstellung des dortigen Technikmuseums; er ist im Eingangsbild zu sehen (Foto Stiftung Deutsches Technikmuseum). AGS steht für Advanced Gateway Server. Die Firma war von Beginn an profitabel, die Gründer holten aber 1987 den Finanzier Don Valentine an Bord. Sein Geld wurde nicht angetastet, allerdings übernahm ein von ihm besorgter Manager 1988 die Firmenleitung: John Morgridge hatte zuvor den Laptop-Hersteller GRiD angeführt.
Im Februar 1990 absolvierte Cisco seinen Börsengang, ein halbes Jahr später wurde Sandy Lerner an die Luft gesetzt. Ihr Ehemann Leonard Bosack verließ ebenfalls die Firma. Auf die Verkäufe der Router und Verteiler hatte das keinen Einfluss. Cisco wuchs und gedieh und bezog 1994 die neue Zentrale in San José. 1995 trat der schon erwähnte John Chambers die Nachfolge von John Morgridge an. Das Unternehmen sahnte in der sich heiß laufenden Internet-Konjunktur gewaltig ab; im Jahr 2000 machte es 19 Milliarden Dollar Umsatz und 2,7 Milliarden Gewinn. Weltweit beschäftigte Cisco damals 34.000 Menschen.
Für kurze Zeit hatte die Firma einen Börsenwert von 500 Milliarden Dollar und war damit Spitzenreiter an der Wall Street. Das Platzen der Internet-Blase überstand Cisco mit einem blauen Auge, der Jahresbericht 2024 verzeichnete einen Umsatz von 54 Milliarden und eine globale Belegschaft von 90.000. Ganz oben steht seit 2015 Chuck Robbins. Ein wichtiger Bestandteil der Cisco-Strategie ist der Kauf fremder Unternehmen. So übernahm man 1996 die Netzwerkfirma Granite, eine Gründung von Andreas von Bechtolsheim. Bis 2003 leitete er die Gigabit-Abteilung von Cisco.

Die deutsche Cisco-Filiale in Garching (Foto Tneumann42 CC BY-SA 4.0 seitlich beschnitten)
Wer mehr zu Cisco wissen will, kann den Purpose Report und die Jubiläumsschrift von 2024 studieren; das ist die deutsche Homepage mit der aktuellen Produktpalette. Ein Video von 1998 bringt ein Treffen mit Sandy Lerner und Leonard Bosack, bitte zu Minute 44:15 gehen. John Chambers verewigte seine Erfolge in einem Buch. Eine Idee von ihm aus dem Jahr 1999, das vernetze Haus, ging in Gestalt von mörderischen KI-Steuerungen in die Science-Fiction ein. Heute nennt man so etwas auch ein Smart Home.
 
				
