Computer im Museum (IV)
Geschrieben am 12.06.2020 von HNF
Es ist wieder einmal so weit. Wie im letzten Juni stellen wir Sammlungen vor, die sich der Geschichte des Computers und verwandter Geräte widmen. Es geht aber nicht wie 2019 und in den Jahren zuvor um Reiseziele. Heute schauen wir uns einige digitale Archive an, die man auf der Couch oder im Homeoffice besuchen kann.
Nicht nur der Weltraum, auch das Internet hat unendliche Weiten. Die Adressen sind kaum zu zählen, selbst wenn man sich auf Spezialgebiete beschränkt. Wir möchten dennoch eine Online-Reise durch die Geschichte des Computers antreten. Dabei besuchen wir wenige Seiten, auf denen aber viele Dinge auf die Entdeckung warten. Ein schönes Beispiel ist robotrontechnik über Rechen- und Bürotechnik der DDR, ein anderes der cyberneticzoo, der eine Fülle kybernetischer Maschinen und Roboter beherbergt.
Es handelt sich in beiden Fällen um Zusammenstellungen von Texten und Bildern. Unsere Tour soll aber auch Sammlungen erfassen, in denen man echte Objekte heraussuchen und auf den Monitor holen kann. Solch eine Sammlung unterhält die Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Sie besitzt Häuser in Berlin, Nürnberg und Frankfurt/Main sowie Depots in Heusenstamm bei Offenbach und in Berlin-Tempelhof. Die Digitale Objektdatenbank der Stiftung lädt zum Stöbern ein – bitte einfach Stichworte eingeben.
Wer das tut, erhält 247 Antworten zum „Computer“ und 89 zur „Rechenmaschine“. 44 Rückmeldungen gibt es für den „Bildschirmtext“, darunter auch Fotos in schwarz-weiß und Farbe. Achtzehn Objekte und eine Karte werden zum Stichwort „Roboter“ angezeigt. Ein Unikum ist der 2,35 Meter hohe Roberto aus dem Jahr 1952: er dürfte der einzige klassische Blechroboter sein, der in Deutschland gebaut wurde. Bilder aus dem Heusenstammer Depot bringt das Flickr-Album von Klaus Nahr.
Bequem durchsuchen lassen sich ebenso die Kataloge der Universitätssammlungen von Stuttgart und Erlangen. Diese und andere akademische Verzeichnisse führten wir bereits 2017 auf. Hier geht es zu den Rechenmaschinen des Bonner Arithmeums, und das ist die Rechenmaschine der Woche. Sie wird mit einem Film präsentiert. Videoführungen mit Computern erstellten 2020 Dr. Carola Dahlke vom Deutschen Museum, Thiemo Eddiks vom Oldenburger Computer-Museum und HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff.
Zu besichtigen sind 447 HNF-Exponate im museum-digital. Das Deutsche Museum zeigt in der digitalen Objektsammlung mathematische Instrumente, digitale Rechengeräte und Automatisierungstechnik. Nach Aufruf einer Sachgruppe bitte links oben „Archiv“ und „Bibliothek“ wegklicken; danach rechts oben in der Ecke das Doppelfenster aktivieren. Das verkleinert den Browser, doch es verschwindet die störende Leiste auf der linken Seite. Teilweise digitalisiert wurde auch das Computermuseum der Fachhochschule Kiel. Keine Hardware, aber viele Aufnahmen von Computern verwahrt die Deutsche Fotothek.
Ein besonderer Fall sind Privat-.und Vereinssammlungen, denn anhand der Internetseite ist nicht immer klar, ob sie überhaupt noch existieren. Es kommt ebenso vor, dass eine Kollektion aus dem Netz verschwindet so wie das Computer Cabinett Göttingen oder das Computermuseum München. Glaubhaft erscheint die Übersicht, die im März 2019 der Berliner Rechenmaschinen-Experte Wolf-G. Blümich zusammenstellte. Mit einigen der in seiner Liste genannten Sammlern hatte das HNF auch bereits Kontakt.
Online lassen sich aber nicht nur deutsche Museen und Sammlungen besuchen. Digitale Depots besitzen das Computer History Museum im kalifornischen Mountain View und die Museen der Smithsonian Institution in Washington. Objekte und Dokumente bietet das Londoner Science Museum an, doch wurden manche noch nicht fotografiert oder gescannt. Zu den Schätzen des Hauses zählen bekanntlich die Pläne von Charles Babbage für seine nie realisierte Analytische Maschine, den ersten mechanischen Computer.
Nun kommen wir zum Technischen Museum Wien, dessen Online-Katalog über 160.000 Objekte mit Bild aufweist – bitte „nur Fotos“ anklicken. Anschauen kann man sich dann Rechenmaschinen und Computer, natürlich das Mailüfterl und die Lochkartentechnik von Gustav Tauschek, die wir beide schon im Blog besprachen. Das Museum besitzt zwei Schreibmaschinen des Tiroler Pioniers Peter Mitterhofer und eine ganz frühe Schreibkugel von Rasmus Malling-Hansen. Aus den 1950er- und 1960er-Jahren verwahrt es kybernetische Tiere und gruselige Maschinenmenschen – bitte das Stichwort „Kybernetik“ eingeben.
Empfehlen können wir auch die Bilder des Museums ENTER im schweizerischen Solothurn. Unsere Reise endet im schwedischen DigitaltMuseum, das 69 Sammlungen umfasst. Bei der Suche nach Objekten und Fotos empfiehlt es sich, schwedische Worte einzutippen. Sie sind leicht zu merken: die Skrivmaskin entspricht unserer Schreibmaschine, der Computer ist der Dator und die Rechenmaschine die Räknemaskin. In diese Kategorie fallen die wichtigsten Beiträge des Landes zur Computergeschichte, die Differenzmaschine von Vater und Sohn Scheutz und eine weitere Differenzmaschine von Martin Wiberg.
Wir wünschen unseren Lesern alles Gute beim virtuellen Museumsbesuch. Das Eingangsbild wurde im Berliner Depot der Museumsstiftung Post und Telekommunikation aufgenommen. Es zeigt eine amerikanische Burroughs-Addiermaschine mit der typischen Verglasung .