Computer im Museum (IX) – durch die weite Welt

Geschrieben am 13.06.2025 von

Es ist wieder so weit. Die Ferienzeit naht, und wir geben Hinweise, was man sich auf Reisen anschauen könnte. Im Mittelpunkt stehen stets die Geschichte des Computers und neuere Entwicklungen in der Informatik. Neben Museen und Museumsabteilungen besuchen wir auch temporäre Präsentationen. In diesem Jahr geht es vor allem um Ziele jenseits der deutschen Grenzen.  

Ältere Leser erinnern sich vielleicht. Durch die weite Welt hieß einst ein Jahrbuch für die männliche Jugend – die Girls bekamen „Wir Mädchen“ – mit Berichten und Bildern aus allen Ecken der Erde. Wir haben uns den Titel für die jährlichen Urlaubstipps ausgeborgt. Diesmal geht es hauptsächlich in die Ferne, bei deutschen Ausstellungen beschränken wir uns auf einige Neuzugänge. Unsere Liste ist alphabetisch nach Ländern geordnet.

Belgien. Am 27. Oktober 2016 eröffnete das NAM-IP, das einzige Computermuseum des Landes. Es sitzt 65 Kilometer südöstlich von Brüssel in Namur; auf 500 Quadratmetern vereint es vier Sammlungen. Eine ältere Internetseite bringt Details, das ist eine Übersicht mit Fotos. Das NAM-IP beherbergt eines der ersten Ensembles von Hollerith-Maschinen. Die Homepage beginnt mit der Aussage: „Our museum is facing difficulties. Every donation is welcome.“ Also schnell hinfahren, solange das Museum noch existiert.

Deutschland. Hier fangen wir in Paderborn und im HNF an, das im Januar den Bereich zum Quantencomputer einweihte. Es folgte die neu gestaltete Ausstellung zu Heinz Nixdorf und seinen Firmen. Im November startete in Hannover das Hi-Score mit 190 Computerspielen; 60 funktionieren. Das Museum öffnet von Freitag bis Sonntag; der Besuch ist nicht billig, doch die Arkadenautomaten sind auf Freispiel gestellt. In Karlsruhe können wir die Ausstellungen im ZKM empfehlen. Wir schließen mit dem Museum für Kommunikation in Nürnberg, das eine Kryptografie-Abteilung anlegte. Man erreicht das MfK durch das Verkehrsmuseum.

England: Mit Kryptologie hat auch das Museum des Entschlüsselungszentrums Bletchley Park nordwestlich von London zu tun. Seit kurzem bietet das Haus eine Sonderschau zur Künstlichen Intelligenz an. In der Nachbarschaft befindet sich das Computermuseum TNMOC. Die Universitätsstadt Cambridge ist die Heimat des Centre for Computing History; in Swindon westlich von London eröffnete 2009 ein Museum of Computing, es öffnet aber nur samstags. Im Blog besprachen wir die Schau des Nationalarchivs zum Geheimdienst MI5. Sie lässt sich noch bis Ende September im Londoner Stadtteil Kew studieren.

Frankreich. Die Galerie nationale du Jeu de Paume an der Nordost-Ecke des Place de la Concorde in Paris befasst sich primär mit Fotos und Videos. Seit April und noch bis Mitte September läuft dort „Die Welt durch KI“. Seit 2016 entstandene Werke illustrieren die bilderkennende und die schöpferische Künstliche Intelligenz. Kurator ist der italienische Medienkunst-Professor Antonio Somaini. Ein Video ganz anderer Art schufen 2024 die Kollegen vom Computermuseum Stuttgart. Es zeigt die umfangreiche Hardware-Sammlung des Vereins ACONIT in Grenoble, die man sonst nur nach Anmeldung sehen kann.

Niederlande. Im Blog besuchten wir 2023 das HomeComputerMuseum in Helmond westlich von Duisburg. In Zwolle auf halbem Wege zwischen Amsterdam und dem Emsland füllt das Bonami SpelComputer Museum eine Fläche von 3.250 Quadratmetern. Darauf stehen kleine und mittelgroße Computer, Analogrechner, Spielkonsolen und Arkadeautomaten. Bitte die drei Schaltflächen links oben auf der Homepage anklicken und scrollen, dann erscheint jeweils eine Exponatliste. Eine Sonderschau widmet sich Spielzeugrobotern.

Schweiz. Die Eidgenossen erläutern an drei Orten die Geschichte der Informatik. Die Enter Technikwelt in Solothurn gönnt sich über 10.000 Quadratmeter und zehn Abteilungen. Vier davon behandeln Videospiele, Apple-Rechner, Chiffriermaschinen und größere Computer. In der Hauptstadt Bern zeigt das Museum für Kommunikation im „Datacenter“ unter anderem den Röhrenrechner ERMETH. Wie beenden unsere Reise am Genfer See. Dort unterhält die École Polytechnique Fédérale de Lausanne das Musée Bolo. Es öffnet Montag bis Freitag; ein Star ist der Personal Computer Smaky.

Spanien. Vor sieben Jahren porträtierten wir das Museum des Computerpioniers Leonardo Torres Quevedo in Madrid. Es wurde inzwischen überarbeitet, hier geht es zur Homepage. Die Schau gehört zur Technischen Universität und der Abteilung für Bauingenieurwesen in der Calle del Profesor Aranguren; hinein kommt man montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr. Auch die Universität der Stadt gedenkt eines Pioniers, José Garcia Santesmases. Das ihm gewidmete Museum zieht sich durch die Gänge der Fakultät für Informatik und ist zu den normalen Bürozeiten zugänglich. Adresse: Calle del Profesor José García Santesmases.

USA: 2022 bezog das Museum des Massachusetts Institute of Technology eine neue Bleibe in der Main Street 314 in Cambridge. Dort laufen mehrere Ausstellungen, darunter zwei mit KI-Bezug und eine zur Medienforschung; im Bereich MIT Collects trifft man auf historische Computertechnik und Hardware des berühmten Whirlwind. Das größte IT-Museum in den östlichen Vereinigten Staaten ist jedoch das Mimms. Es startete 2019 in Roswell nördlich von Atlanta im US-Bundesstaat Georgia – bitte nicht mit dem UFO-Roswell in New Mexico verwechseln – und hat eine Fläche von 3.200 Quadratmetern.

Das größte Ausstellungshaus im Westen der USA ist das Computer History Museum im kalifornischen Mountain View. Die Sonderschau Chatbots Decoded erklärt gleichfalls die Künstliche Intelligenz; wir empfehlen außerdem die Online-Version, das Making-of und das Begleitmaterial. Einige Kilometer weiter östlich liegt Santa Clara mit dem Intel Museum. Das Ende des Silicon Valley bildet die Millionenstadt San José. Sie verfügt über ein Museum namens The Tech Interactive, selbstverständlich mit Artificial Intelligence.

„Durch die weite Welt“-Leser haben ihn sicherlich erkannt: Unser Eingangsbild zeigt den NSU Ro 80 mit Wankelmotor, der 1967 herauskam. Das Auto auf dem Foto fuhr Heinz Nixdorf.

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