Der Commodore zum Mitnehmen

Geschrieben am 10.06.2025 von

Er war kein Millionenseller wie der VC-20 oder der C64, doch ein echter Commodore. Der tragbare SX-64 kam Ende 1983 auf den amerikanischen Markt; in Deutschland konnte man ihn im Frühjahr 1984 kaufen. Der Computer kostete knapp 3.000 DM und besaß einen Farbbildschirm, der aber recht klein war. Bis 1986 wurden rund 50.000 Stück gebaut.

„Transistorradio, tragbare Stereoanlage, Fernseher, Mobil-Home, wen wundert’s, wenn auch die Computerindustrie, vom Portablefieber erfaßt, mehr und mehr ‚tragbare‘ Mini-, Home- und Personal Computer auf den Markt bringt. Vielleicht gehören in naher Zukunft mit Portables bewaffnete ‚Hacker‘ am Badestrand unter dem Sonnenschirm genauso zum Strandalltag wie heute Familienväter im Kampf mit dem Gummiboot.“

Das Smartphone lag noch in der Zukunft, als obige Zeilen erschienen. Sie leiteten den Artikel zum Commodore SX-64 ein, der im April-Heft 1984 des Magazins 64’er stand. Mit ihm wagte sich der bekannte Hersteller in den Markt der portablen Computer. Die Kategorie gab es seit der Premiere des Osborne 1 im April 1981. Es folgten „Schlepptops“ wie der Kaypro II vom Sommer 1982 oder der Compaq Portable, der im März 1983 kam. Taschencomputer wie der Sharp PC-1210 oder der erste Laptop GRiD Compass wurden weniger beachtet.

Anfang 1983 kündigte Commodore mehrere tragbare Rechner an – die Jahreszahl in der Pressemeldung ist ein Tippfehler. Auf der Hannover-Messe im April 1983 zeigte die Firma zwei Prototypen. Sie waren 37 Zentimeter breit und lang, wogen 10,5 Kilo und enthielten Fünf-Zoll-Farbbildschirme, was eine Diagonale von dreizehn Zentimetern bedeutet. Das Modell SX-64 hatte ein Laufwerk für 5,25-Zoll-Disketten, das Schwesterschiff DX-64 ihrer zwei. Die Tastatur saß im abnehmbaren Gehäuse-Deckel, der Tragegriff diente als Stütze beim Aufstellen, wie oben in unserem Eingangsbild angedeutet.

Der SX-64 war eine „bella macchina“, wie die Italiener sagen würden. (Foto Museo nazionale della scienza e della tecnologia Leonardo da Vinci Mailand CC BY-SA 4.0)

Die Technik der beiden Computer entsprach dem Commodore C64; sie verwendeten den Acht-Bit-Prozessor 6510, eine Abwandlung des MOS 6502. Der Arbeitsspeicher fasste 64 Kilobyte, dazu kam ein Festwertspeicher mit 20 Kilobyte. Ein Akku fehlte, gedacht war an eine Nutzung zuhause, im Büro oder im Außendienst. In den USA brachte Commodore Ende 1983 den SX-64 für 995 Dollar in die Läden; auf YouTube findet sich ein Werbespot. Bei uns wurde der Rechner im Frühjahr 1984 für 2.948 DM angeboten. Der DX-64 ging nie in Serie.

Bei der Software war der SX-64 voll kompatibel zum C64. Auf der Oberseite des Computers befand sich ein Schlitz zum Einstecken von Commodore-Programmmodulen; wenn man scharf hinsieht, kann man ihn im Eingangsbild entdecken. Der SX-64 verstand den gleichen BASIC-Dialekt wie der erfolgreiche Bruder, andere Sprachen ließen sich nachladen. Wer eine CP/M-Karte einbaute, hatte Zugriff auf die Software für dieses Betriebssystem, sofern er das Diskettenformat beachtete.

Der SX-64 ist der wohl schönste Commodore. Das Design führte aber zu einem recht kleinen Monitor – einen Fünf-Zoll-Bildschirm hatte schon 1981 der Osborne 1 – und manchmal waren die Ziffern und Buchstaben schwer zu erkennen. Das schlug sich letztlich im Absatz nieder. Weltweit verkaufte der Hersteller nur um die 50.000 Stück, die Produktion endete im Jahr 1986. Zu dieser Zeit kostete der Computer in Deutschland 1.498 DM. Ihm bleibt der Ruhm, der erste Portable mit einem Farbmonitor gewesen zu sein.

Hier geht es zu einer Gebrauchsanleitung und hier zu einem detaillierten Artikel über den SX-64 aus England. Erwähnen müssen wir noch einen zweiten tragbaren Rechner, der das Commodore-Logo trug. Der HHC-4 wurde im Januar 1983 auf der Fachmesse CES in Las Vegas vorgestellt, siehe das Foto der Zeitschrift Compute!. Es handelte sich jedoch nur um einen umgestylten Taschencomputer aus Japan, den Toshiba IHC-8000. Commodore verzichtete auf den geplanten Nachbau; die ganze Geschichte erzählt dieser Blog-Artikel.

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