Happy Birthday, ZDF!

Geschrieben am 31.03.2023 von

Am 1. April 1963 um 19.30 Uhr starteten die Sendungen des Zweiten Deutschen Fernsehens. Damit erhielten die Bundesbürger und zahlreiche Zuschauer in der DDR ein weiteres Vollprogramm; es brachte uns unter anderem die Mainzelmännchen, goldene Schüsse und eine Hitparade. Wir möchten aber einmal die Angebote des ZDF in den Bereichen Science-Fiction, Wissenschaft und Computertechnik betrachten.

„Guten Abend, meine Damen und Herren. Ohne eine feierliche Eröffnung, vielmehr mitten aus dem Alltag der Arbeit, begrüße ich Sie als die Zuschauer des Zweiten Deutschen Fernsehens, dessen Zeichen mit den zwei Antennenmasten und den beiden Augen Sie schon kennen, und gebe den Bildschirm für unser erstes Programm frei.“

So eröffnete Intendant Karl Holzamer am Montag, dem 1. April 1963, die Ausstrahlungen des ZDF. Das Zweite Deutsche Fernsehen war am 6. Juni 1961 von den Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer gegründet worden. Sie schufen damit einen legalen Nachfolger des gescheiterten Deutschland-Fernsehens. Das ZDF nutzte noch eine Weile seine Anlagen in Eschborn bei Frankfurt, ab 1964 saß es in Wiesbaden. Zehn Jahre später bezog es seine neue Zentrale am Stadtrand von Mainz, 1983 sendete es auch von dort.

Die Vor- und Frühgeschichte des ZDF schilderte der SPIEGEL im Februar und März 1963. Das Hauptprogramm am 1. April 1963 war die „Berlin-Melodie“ mit Künstlern meist deutscher Zunge. Funktechnisch nutzte das ZDF den UHF-Bereich. Vor sechzig Jahren waren noch nicht alle Fernsehgeräte darauf eingestellt; Abhilfe schafften Konverter, die UHF- in VHF-Signale umsetzten. Der erster Star des Zweiten Programms war – siehe Eingangsbild oben – der holländische Entertainer Lou van Burg.

Das ZDF-Logo von 1973 bis 1987 übernahm das ältere Erkennungszeichen. (Foto ZDF)

Sein „Goldener Schuß“ schuf ab 1964 ein interaktives Fernsehen. Zuschauer konnten per Telefon die TV-Kamera lenken und einen Pfeil abfeuern, wie hier in einer späteren Sendung mit Vico Torriani gezeigt. Am 25. August 1967 war das Armbrust-Spiel auch die erste Show in Farbe; der ebenso bunte „Gala-Abend der Schallplatte“ der ARD fand einen Tag später statt. Wie die Konkurrenz kaufte das ZDF im Ausland Serien ein, man denke etwa an „Bonanza“, „Daktari“ und „Flipper“ aus den USA oder „Mit Schirm, Charme und Melone“ aus dem Vereinigten Königreich.

Ab 1970 tat sich das ZDF als der deutsche Science-Fiction-Sender hervor. Wer die „Invasion von der Wega“ heil überstand, stieg in das „UFO“ oder ins „Raumschiff Enterprise“. Eine Eigenproduktion hieß „Alpha Alpha“, die „Mondbasis Alpha 1“ stammte aus England. Der Regisseur Rainer Erler drehte 1970 „Die Delegation“, die aus dem All einflog, und einige Jahre später die Serie „Das Blaue Palais“. Sein Film „Operation Ganymed“ zeigte 1977 die Probleme zurückkehrender Astronauten. Schon 1975 strahlte das ZDF „Die Insel der Krebse“ aus, auf der sich aggressive Roboter fortpflanzten.

Von 1964 bis 1988 sendete das ZDF die Serie „Aus Forschung und Technik“; es moderierten Peter G. Westphal, Heinrich Schiemann und Joachim Bublath. Andere Beiträge gestalteten Heinz Haber sowie Hoimar von Ditfurth und Volker Arzt. Ihre „Querschnitte“ liefen von 1971 bis 1989. Von 1986 bis 2004 erfreute die „Knoff-Hoff-Show“ Jung und Alt. Den Showmaster Joachim Bublath unterstützten mehreren Assistentinnen; zuvor war die Wissenschaft eher Männersache. 1983 strahlte das ZDF in dreizehn Folgen „Unser Kosmos“ mit Carl Sagan aus. Der Forscher wurde dabei deutsch synchronisiert – ein zweifelhaftes Vergnügen.

Das ZDF-Gelände vor den Toren von Mainz  (Foto Bodow CC BY-SA 4.0 seitlich beschnitten)

Geographisch und ethnologisch orientiert war ab 1982 die Serie „Terra X“. Nach 88 Folgen endete sie 2007. Das ZDF nutzte das Label weiter, und 2020 fuhr ein Terra-X-Team nach Paderborn. Dort filmte es HNF-Geschäftsführer Dr. Jochen Viehoff an der Chiffriermaschine Enigma. Damit kommen wir zu Guido Knopp, der von 1984 bis 2013 die ZDF-Abteilung für Zeitgeschichte leitete und zu Deutschlands bekanntestem Historiker wurde. Nicht vergessen wollen wir aber den 1998 verstorbenen Hans Mohl. Er war kein Mediziner, gründete aber 1964 das Gesundheitsmagazin Praxis und moderierte es fast dreißig Jahre lang.

Nun bleiben noch die Sendungen zur Informatik. Eine Pionierleistung bedeutete 1971 die zehnteilige Serie „Computer: Werkzeug der Information“ mit Heinz Zemanek, eine Koproduktion mit dem ORF. Die ZDF-Sendung „Schach dem Elektronenhirn“ vom 11. Februar 1979 erwähnten wir im Blog. Dreizehn Teile umfasste 1984 die Serie „Micro“ – gemeint waren Mikroprozessoren und Mikrocomputer. Sie war eine Übernahme vom Südwestfunk, die meisten Folgen liegen heute auf YouTube.

Am 9. April 1985 startete die ZDF-eigene „Computer-Corner“ mit Moderatorin Birgit „Biggi“ Lechtermann. Online ist eine Folge von 1986. Die Nachfolgeserie kam 1989 und hieß „Komm Puter“ – wir verzichten auf ein Beispiel. 1994 öffnete der „Computer Future Club X-Base“ mit seinen Spielen; das ist eine Runde aus dem Jahr 1995. Das Stichwort Future bringt uns aber zum Schlusswort: Wir gratulieren dem Zweiten Deutschen Fernsehen herzlich zum 60. Geburtstag und wünschen für die Zukunft alles Gute und tolle Einschaltquoten.

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