PDP-8 – der erste Minicomputer
Geschrieben am 01.11.2022 von HNF
Seit kurzem hat das HNF ein neues Highlight: Die kleine Abteilung für Minicomputer entwickelte sich zu einem größeren und schöneren Ausstellungsbereich. Im Zentrum steht eine PDP-8/E von der Digital Equipment Corporation. Sie ist ein Nachfahre der ersten PDP-8 aus dem Jahr 1965. Mit diesem Rechner etablierte der amerikanische Hersteller eine neue Computergattung unterhalb der Mainframes.
Es war das größte Elektroniktreffen aller Zeiten. Vom 22. bis zum 26. März 1965 füllte die Convention & Show des Fachverbands IEEE das New Yorker Hilton-Hotel und das Coliseum, ein heute verschwundenes Tagungs- und Ausstellungszentrum. Unter den tausend Ständen befand sich auch der von der Digital Equipment Corporation, kurz DEC. Die Firma aus dem US-Staat Massachusetts zeigte auf einem goldfarbenen Teppich ihre neuen Produkte, allen voran den Transistorrechner PDP–8.
Die Abkürzung PDP stand für „Programmed Data Processor“. Firmenchef Ken Olsen hatte einst diesen Ausdruck gewählt, da seine Kapitalgeber noch Angst vor „Computern“ hatten. Die 1957 gegründete DEC fertigte zunächst Module mit digitalen Schaltkreisen. 1960 baute sie den ersten programmierten Datenverarbeiter, die 120.000 Dollar teure und mit einem kreisrunden Monitor versehene PDP-1. 1962 folgte die PDP-4, die langsamer rechnete, doch nur die Hälfte kostete. Eine verbesserte Version wurde 1964 als PDP-7 angeboten.
In den frühen 1960er-Jahren bestellte das kanadische Atomforschungszentrum Chalk River bei der Firma DEC ein System, das analoge Signale in digitale Daten umwandelte. Der DEC-Ingenieur Gordon Bell hatte die Idee, für diesen Zweck kein Einzelgerät, sondern einen kompakten Zwölf-Bit-Computer zu bauen. Die PDP-5 kam 1963 zu einem Preis von 27.000 Dollar auf den Markt. Bis 1967 konnte die Digital Equipment Corporation mehr als hundert Stück von ihr absetzten.
Die PDP-5 führte in direkter Linie zur PDP-8, dem $18.000 Digital Computer. Für sein Geld bekam der Käufer eine kühlschrankgroße Maschine mit diskreten Transistoren und einer Wortlänge von zwölf Bit. Der Arbeitsspeicher umfasste 4.096 Worte in der Grundversion, in heutiger Schreibweise also sechs Kilobyte. Die Zykluszeit betrug 1,6 Mikrosekunden, eine Addition dauerte 3,2 Mikrosekunden. Größere Datenmengen speicherte das firmeneigene DECtape-System. Software wurde mit Lochstreifen geladen, die Bedienung geschah über Teletype-Fernschreiber.
Bis März 1965 lagen schon 45 Bestellungen für den Computer vor, im April wurde die erste PDP-8 an einen Kunden geliefert. Bis zum Ende der Produktion im Jahr 1968 verkaufte DEC 1.450 Systeme. Nach dem Urmodell, oft „Straight Eight“ genannt, erschienen die Modelle PDP-8/S, PDP-8/I – das I wies auf integrierte Schaltungen hin – und PDP-8/L. In den 1970er-Jahren folgten die Typen E, F, M und A. In den späten Siebzigern ersetzte ein Mikrochip die PDP-8-Zentraleinheit, und es entstanden die Desktop-Geräte VT78 und DECmate.
Je nach Zählweise brachte die DEC bis 1990 zwischen 50.000 und 300.000 Mitglieder der großen PDP-8-Familie hervor. Ken Olsen und seine Ingenieure schufen mit ihr eine neue Rechnerkategorie, den Minicomputer, der auch für kleinere Betriebe, Ämter, Forschungs- und Uni-Institute erschwinglich war. Zu den PDPs stellte sich bald Konkurrenz ein; Edson de Castro, der Chefentwickler der PDP-8, gründete eine eigene Firma, Data General. Für die Digital Equipment Corporation begann ein Höhenflug, der sie in den 1980er-Jahren zum zweitgrößten Computerhersteller der USA machte.
DEC und Data General sind mittlerweile Geschichte. Im zweiten Obergeschoss des HNF erinnert – siehe das Eingangsbild – eine PDP-8/E an die goldene Ära der Minicomputer, natürlich mit Teletype-Fernschreiber. Der Monitor davor lädt ein, das Spiel Spacewar! auszuprobieren, das zuerst 1962 auf der PDP-1 des Massachusetts Institute of Technology lief. In der Vitrine daneben liegen Systemmodule der PDP-1. Einen exzellenten Überblick über die Zeit der Minis und die Geschichte der DEC bietet das Archiv von Gordon Bell.
Wir schließen mit einem Video, das eine PDP-8/E in voller Aktion zeigt. Bitte auf das Transistorradio achten; die Musik ist eigentlich ein Störgeräusch, das der Stromfluss in der Zentraleinheit hervorruft. In den kommenden Wochen werden wir weitere neu gestaltete Bereiche des HNF vorstellen, zum Beispiel den zur Textverarbeitung. Bleiben Sie dran!
Immer wieder lesenswert?
Nur schade, dass die Blogbeiträge nicht auf Englisch verfügbar sind…
Ihr könntet z.b. einen Translate -Button einbauen… Google oder DeepL sind nicht perfekt aber schon ziemlich gut…
Keep up the good work!
Ich kann mich gut erinnern, dass ich mich in der Aufbauphase des HNF sogar bemüht habe, eine PDP-1 für die HNF-Ausstellung zu besorgen. Die Features dieses Systems waren einfach legendär. Trotz des Einsatzes unseres Stiftungsvorsitzenden Dr. Gerhard Schmidt, der Ken Olsen gut kannte, hatte selbst DEC nach eigener Aussage kein Exemplar verfügbar.