Sony hat Geburtstag
Geschrieben am 06.05.2016 von HNF
Am 7. Mai 1946 gründeten der Ingenieur Masaru Ibuka und der junge Physiker Akio Morita in Tokio eine kleine Firma für Kommunikationstechnik. 1950 brachte die Tokyo Tsushin Kogyo K. K. das erste Tonbandgerät in Japan heraus. Mit seinen innovativen Produkten stieg die Firma, die seit 1958 den Namen Sony trägt, zum Weltkonzern der Unterhaltungselektronik auf.
Die Geschichte von Sony beginnt schon einige Monate vor der Gründung. Im September 1945 kehrte der 37-jährige Ingenieur Masaru Ibuka in das im 2. Weltkrieg großflächig abgebrannte Tokio zurück. In einer Kaufhausruine startete er mit früheren Arbeitskollegen einen Betrieb, der Radios reparierte und umbaute; außerdem fertigte man elektrische Reiskocher. Der nötige Reis zum Testen des Geräts kam vom Schwarzmarkt, dem unverzichtbaren Element der frühen Nachkriegsjahre.
Ibukas Betrieb wurde in der Presse gelobt. Den Artikel las der Physiker Akio Morita, der weiter westlich in der Nähe von Nagoya wohnte. Morita und Ibuka hatten sich in der Kriegszeit angefreundet und dann aus den Augen verloren. Der Physiker kontaktierte den Ingenieur, und Ibuka stellte seinen Freund sofort ein. Am 7. Mai 1946 gründeten die beiden die Firma Tokyo Tsushin Kogyo K. K., auf Deutsch Tokio Kommunikationstechnik. Im Mai 1947 wurde Morita Direktor; er war nur 26 Jahre alt.
Das kleine Unternehmen arbeitete viel für den Rundfunksender NHK und fertigte auch Tonarme für Plattenspieler. Das Erfolgsprodukt waren allerdings elektrische Heizdecken. 1950 brachte Totsuko, wie die Firma kurz genannt wurde, das erste japanische Tonbandgerät auf den Markt. Die Anregung für den „G-Typ“ gab ein Angehöriger der US-Besatzungsverwaltung, der ein Gerät aus seiner Heimat besaß. Erfunden wurde das Magnetophon, wie man weiß, in den 1930er-Jahren in Deutschland.
Auf den „G-Typ“ für Behörden folgte 1951 der „H-Typ“ für Schulen und die heimische Wohnung. 1953 schloss Akio Morita einen Lizenzvertrag mit der amerikanischen Firma Western Electric für die Produktion von Transistoren. Erstes Resultat war 1955 das Transistorradio TR-55, das als „Sony“ vermarktet wurde. Der Name ging speziell US-Bürgern leicht über die Zunge, und folglich übernahm das Unternehmen 1958 den Namen. Schon 1957 erschien das erste Modell für den Export, das TR-63 und 1958 das ebenso kleine TR-610. Von ihm verkaufte Sony weltweit eine halbe Million Stück.
Die Transistorempfänger zeichneten den Weg der Firma in die am Export orientierte Unterhaltungselektronik vor. Kennzeichen und fast Klischee war die Miniaturisierung. 1960 präsentierte Sony den tragbaren Fernseher TV8-301 und 1962 den noch weiter geschrumpften TV5-303. Die Ingenieure verstanden sich auch auf große Geräte wie die Trinitrons, die 1968 herauskamen. Diese gaben Farbbilder nicht mit Tripeln aus roten, grünen und blauen Punkten wieder, sondern in senkrechten Streifen.
1975 brachte Sony den Betamax-Recorder heraus, die Einführung in der Bundesrepublik erfolgte 1978. Den Krieg der Videoformate gewann das System VHS des japanischen Konkurrenten JVC. Akio Morita und Masaru Ibuka setzten aber die Betacam-Technik im professionellen Fernsehbereich durch. Konkurrenzlos war der Sony Walkman von 1979, ein tragbares Tonbandgerät mit Kopfhörer. Nach Verkauf von 200 Millionen Walkmännern einigte sich die Firma 2004 mit dem (wahrscheinlichen) Erfinder des Geräts, dem Deutschbrasilianer Andreas Pavel.
Das erste digitale Sony-Produkt war 1967 der elektronische Tischrechner ICC-500W alias SOBAX. In den 1980er-Jahren baute die Firma 8-bit-Computer und war Teil des MSX-Konsortiums. Von 1996 bis 2014 bot sie Computer der VAIO-Serie an. Bereits 1982 brachte Sony die mit Philips entwickelte Compact Disc heraus, welche die Schallplatte ablöste. Der Legende nach legte Sony-Direktor Norio Ōga die Kapazität der CD fest: Er verlangte, dass Beethovens 9. Symphonie drauf passt.
1994 startete Sony die immens erfolgreiche PlayStation-Serie, die mittlerweile bei der 4. Generation angelangt ist. Ein ganz anderes Spielzeug war der putzige Aibo, der von 1999 bis 2006 die Fans des Roboterfußballs erfreute. Wer möchte, der kann auch Smartphones zu den Spielzeugen rechnen: Hier engagierte sich Sony teils mit dem schwedischen Ericsson-Konzern, teils allein. Durch verschiedene Übernahmen betätigt man sich seit 1987 in der Platten- bzw. CD-Produktion und seit 1989 im Filmgeschäft. 2014 wurde das Sony-Studio Opfer eines umfangreichen Hackerangriffs.
Am 70. Geburtstag ist das schönste Geschenk wohl die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. In dem am 31. März endenden Geschäftsjahr machte Sony bei 66 Milliarden Euro Umsatz 1,2 Milliarden Gewinn. Knapp zwei Drittel davon steuerten die PlayStations bei. Das Game ist also noch nicht over. Und wer eher die Reality schätzt, findet hier noch mehr zur Geschichte von Sony seit 1945.
Das Eingangsbild zeigt einen Aibo-Roboterhund von Sony (Foto: Jan Braun, HNF).