520ST

Atari ST – Star der Achtziger

Geschrieben am 10.10.2025 von

Im Juli schilderten wir den Commodore Amiga, heute kommt der Atari 520ST dran. Er war vor vierzig Jahren erhältlich und zählt ebenfalls zu den Computermythen. Sein Entwickler Shiraz Shivji wurde in Ostafrika geboren. Wie der Amiga enthielt der Atari den 68000-Chip von Motorola. Er besaß eine grafische Benutzeroberfläche und einen Arbeitsspeicher von einem halben Megabyte.

Die 1980er-Jahre brachten uns Mikro- und Bürocomputer, die Technikgeschichte schrieben, seien es die englischen Rechner von Sinclair, Acorn und Amstrad oder der PC, der C64 und der Macintosh aus den USA. Eine besondere Rolle spielten der Commodore Amiga und der Atari ST. Ersterer beging im Juli den 40. Geburtstag, die ST-Serie ist nur wenig älter, sie wurde im Januar 1985 in Las Vegas enthüllt.

Beide Computerfamilien haben wir im Blog schon behandelt, den Amiga feierten wir im Sommer. Wer Amiga sagt, muss auch Atari sagen, und wir kehren deshalb noch einmal in die goldenen Achtziger zurück. Den Hintergrund bildet die Eröffnung von zwei komplett überarbeiteten HNF-Abteilungen zum Silicon Valley und zur Geburt des Personal Computers. Am Samstag und Sonntag findet zudem das Retro Computer Festival mit vielen Ausstellern statt. An der Veranstaltung wirkt das Dortmunder Retro Computer Treffen DoReCo mit.

Atari 520ST mit Maus, Monitor und Diskettenlaufwerk. Bitte auf das Foto klicken!

Atari 520ST, wer kennt ihn nicht! An die Öffentlichkeit kam er Anfang 1985 auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas, dem amerikanischen Gegenstück zur Funkausstellung. Eine Präsentation auf dem Atari-Stand ist auf YouTube überliefert; der junge Mann erwähnt neben dem 520ST den 130ST, der aber nicht gebaut wurde. Die Zahl im Namen nannte die Größe des Arbeitsspeichers in Kilobyte, das ST stand für „sixteen thirty-two“ und spielte auf den Mikroprozessor Motorola 68000 an, der sechzehn Bit und 32 Bit lange Daten verarbeitete.

Den Chip teilte der Atari mit den Apple-Computern Lisa und Macintosh, später nutzte ihn der Amiga. Das Betriebssystem TOS und die grafische Benutzeroberfläche GEM alias Graphics Environment Manager stammten von der Firma Digital Research. Wir kennen sie als Urheber des Acht-Bit-Betriebssystems CP/M. Der Rechner enthielt einen Grafik- und einen Soundchip und als Alleinstellungsmerkmal einen Zugang für den Tonstandard MIDI. Der Verkauf begann im Juni 1985; mit Diskettenlaufwerk und Farbmonitor kostete er 999 Dollar.

Anbieter des Atari 520ST war, wie man sich denken kann, die gleichnamige Firma. Die Atari Corporation ging im Juli 1984 aus dem Spiele- und Computerproduzenten Atari Inc. hervor. Sie saß im Silicon-Valley-Ort Sunnyvale und wurde vom langjährigen Commodore-Chef Jack Tramiel geleitet. Der 520ST und seine Software entstanden in nur sieben Monate von Juni bis Dezember 1984, die ersten lauffähigen Modelle lagen gerade rechtzeitig zur Technikmesse in Las Vegas vor. Details zu ihrer Geschichte erzählt dieser Artikel aus dem Jahr 1988.

Shiraz Shivji auf der CeBIT 1987 (Fotograf unbekannt CC BY-SA 4.0 seitlich beschnitten)

Als Vater des Atari 520ST gilt Shiraz Shivji. Er wurde am 12. September 1947 in Iringa/Tansania geboren. 1947 hieß das Land Tanganjika und unterstand der britischen Verwaltung. Shivjis Vorfahren kamen aus Indien, wir können ihn aber zu den afrikanischen IT-Pionieren zählen. Über zwei andere, Seymour Papert aus Südafrika und den gebürtigen Ägypter Samuel Fedida, berichteten wir im Blog. Der Rechenkünstler Thomas Fuller gelangte in den 1720er-Jahren als afrikanischer Sklave nach Amerika.

Nach dem Ende seiner Schulzeit studierte Shivji im englischen Southampton und danach in den USA an der Stanford-Universität. Dort machte er 1973 den Master in Elektrotechnik. 1978 schloss er sich Commodore an und gehörte zu dem Team, das 1982 den C64 herausbrachte. Ein Jahr später war der Computer bei uns erhältlich. Im Januar 1984 verließ Gründervater Jack Tramiel die Firma und startete im Juli die Atari Corporation. Shiraz Shivji folgte ihm und wurde technischer Direktor. In dieser Funktion leitete er die Entwicklung des 520ST.

Das war ein SPIEGEL-Bericht aus jener Zeit. Im Mittelpunkt steht Jack Tramiel, gegen Ende wird der Atari 520ST angedeutet. Nach der US-Präsentation im Januar 1985 erschien er im April auf der Hannover-Messe, im Sommer gelangte er für knapp dreitausend DM in den Handel. Die Fachpresse lobte besonders das Preis-Leistungsverhältnis und die Grafik; ein Artikel machte es gereimt: Heißer Hit mit 32 Bit. Im Oktober 1985 zeigte der Hersteller auf der Systems in München den Atari 520ST+ mit einem Hauptspeicher von einem Megabyte. 1986 war der Atari 1040ST erhältlich. Bitte das Interview mit Shiraz Shivji beachten!

Friedlich nebeneinander: ein Amiga 500 und ein Atari 1040STFM im HomeComputerMuseum im niederländischen Helmond. Bitte zum Vergrößern das Bild anklicken!

Bei uns wurden die Ataris zu Werkzeugen der digitalen Musiker und zu Kult-Computern, besonders nach Einführung des Rivalen Amiga im Jahr 1986. Shiraz Shivji verließ die Firma 1990, er wohnt heute in Saratoga am Südende des Silicon Valley. Jack Tramiel starb 2012. Sein Unternehmen verschwand schon 1996, nach Aufkäufen und Umbenennungen lebt es aber online weiter. Es existiert eine aktive Retro-Gemeinde; wir beschränken uns auf Links ins Atarimuseum und in das Computer-Magazin-Archiv. Nicht vergessen sei der Acht-Bit-Club ABBUC.

Ataris aus den Siebzigern und Achtzigern und ebenso der Amiga zählen zu den Stars des schon erwähnten HNF-Bereichs über die Geschichte der persönlichen Computer. Die Leser und Leserinnen unseres Blogs laden wir herzlich zu einem Besuch ein. Weitere historische Rechner gibt es beim Retro Computer Festival am Wochenende im Erdgeschoss zu sehen. Das Haus öffnet jeweils um 10 Uhr, der Eintritt ist ins gesamte HNF frei.

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