Kosmos CP1 – Computer zum Lernen

Geschrieben am 04.08.2023 von

1968 brachte die Franckh’sche Verlagshandlung Stuttgart mit dem Logikus den ersten deutschen Spielcomputer heraus. 1983 folgte ein richtige Rechner für Lehrzwecke, der Kosmos CP1; das Kürzel steht für „Computer-Praxis“. Der CP1 enthielt einen Mikrocontroller von Intel, einen Speicherchip und ein Display mit sechs Feldern. Er besaß eine Flachtastatur und ließ sich mit 21 Befehlen programmieren.

Vor vierzig Jahren griffen die Nerds zum Commodore C64, zum TI-99/4A oder zu den kleinen Sinclair-Rechnern. Wer etwas mehr Geld hatte, kaufte einen Apple II, einen Victor Sirius oder den neuen IBM PC. 1983 erschien auch ein ganz anderes Modell. Der Kosmos CP1 – CP heißt „Computer-Praxis“ – war ein Lehr- oder Lerncomputer und stammte von der Franckh’schen Verlagshandlung in Stuttgart. Sie produzierte unter anderem Experimentierbaukästen und erfand 1968 schon den Spielcomputer Logikus.

Im Unterschied zu dem mit Glühlampen und Schiebern bestückten Logikus war der CP1 auf dem letzten Stand der Technik. Der flache schwarze Rechner besaß einen Mikrocontroller – einen Chip mit dem Prozessor und zusätzlichen Speicherplätzen – vom Typ Intel 8049 und einen Speicherchip Intel 8155 mit 256 Byte. Er fasste maximal 128 Zeilen lange Programme; ein Befehl bestand aus der Anweisung und dem Operanden. Dazu kamen eine Folientastatur wie im Eingangsbild gezeigt (Foto Axel Ehrich) und ein Display mit sechs Feldern.

An die Hinterkante des Computers ließen sich diverse Module anschließen, zum Beispiel eine Speichererweiterung, ein Kassetten- und ein Relais-Interface und last not least das Netzteil. Hier geht es zu einer Fotostrecke und hier zur Preisliste. Der CP1 war kompatibel zu anderen Kosmos-Baukästen; man konnte ihn ebenso mit dem „fischertechnik computing“-System verbinden und damit erstellte Konstruktionen steuern. Das Begleitbuch blieb im Internet erhalten; es ist immer noch lesenswert.

Grundversion des Kosmos CP1  (Foto Axel Ehrich)

Der zweite Teil des Buchs führt eine Reihe von Programmen auf. Nach der Digitaluhr, dem Reaktionstester, dem Anzeiger für Telefongebühren und dem digitalen Voltmeter kommen die Spiele Nim und Code-Knacker. Kurz darauf folgen das Gedächtnis-Training, ein Memory- und ein Würfel-Spiel und die Mondlandung. Zusammen mit dem Kosmos-Elektoniklabor erzeugte der CP1 Melodien, das Begleitbuch nannte „Stille Nacht, heilige Nacht“. Das Schachprogramm reduzierte das Spiel allerdings auf eine einzige Dame; das digitale Roulette bestand aus acht Leuchtdioden.

Die 1980er-Jahre waren die goldene Ära der Computermagazine, und mindestens eines schrieb über den Kosmos CP1. Das Juli-Heft 1984 der Zeitschrift Mein Home-Computer verglich ihn in einem kurzweiligen Artikel mit zwei Konkurrenten, dem BUSCH microtronic und dem Philips MC 6400. Dieser benutzte den Acht-Bit-Chip INS8070 des US-Herstellers National Semiconductor, der aber nur die betreffende Maschinensprache verstand. Der BUSCH-Rechner enthielt den Vier-Bit-Mikrocontroller TMS1600 von Texas Instruments.

Eine gute Übersicht über das Feld der Lerncomputer bringt die Wikipedia; der letzte war 1989 der robotron A5105. Das Jahr 1984 bescherte uns auch die 26 Folgen lange TV-Serie zum NDR-Klein-Computer; er sah so spartanisch aus wie der Kosmos CP1, außer natürlich, wenn man für ihn eine Verkleidung bastelte. 1985 erlebte der WDR-1-Bit-Computer seine Premiere; die ihm gewidmete Serie umfasste sechs Teile. Heute liefert YouTube Videos zu den Rechnern; das ist eines zum CP1 mit einer Emulation.

Doch zurück ins Jahr 1983. Wir weisen noch auf einen Artikel über Commodore & Co hin, also die besten Heimcomputer, die man zu jener Zeit bei uns erwerben konnte. Es waren insgesamt 25 Modelle. Außerdem senden wir ein Dankeschön an Axel Ehrich nach Clausthal-Zellerfeld. Er betreibt die Seite Harzretro über Computer, Konsolen und deren Geschichten und stellte uns Fotos eines Kosmos CP1 aus seiner Sammlung zur Verfügung.

Und ein zweiter Hinweis: Das Heinz Nixdorf MuseumsForum ist vom 7. bis 14. August 2023 wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Unser Blog läuft natürlich weiter.

Mit aufgesetztem Modul zum Anschluss eines Kassettenrecorders  (Foto Axel Ehrich)

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2 Kommentare auf “Kosmos CP1 – Computer zum Lernen”

  1. Hallo liebes HNF-Blog Team, und neben Spielcomputer Logikus gab’s natürlich auch den Spielzeugcomputer PIKO dat ( VEB Piko Sonneberg).
    Cooles Teil mit dem man z.B. Duales Rechnen (Duale Addition) noch heute Schülern vermitteln kann, wenn man denn einen hat ;))
    Grüßle aus Dresden Hartmut

    1. HNF sagt:

      Ja, den hatten wir hier neben anderen Rechenspielzeugen erwähnt: https://blog.hnf.de/rechenspielzeug-und-spielzeugrechner/

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