Apple Power Mac G4 Cube – das Design-Wunder
Geschrieben am 17.07.2020 von HNF
Vor zwanzig Jahren präsentierte ihn Steve Jobs in New York. Der Apple Power Mac G4 Cube war ein Würfel mit achtzehn Zentimetern Kantenlänge, der keine Lüftung besaß. Er war teurer als die anderen Mitglieder der G4-Familie und ließ sich kaum technisch erweitern. Der Computer fand wenige Käufer, er wurde aber zu einem Meilenstein des Designs.
Auch die besten Computerfirmen bringen manchmal einen Flop hervor. Apple schaffte es mehrfach, 1980 mit dem Apple III, 1983 mit der Lisa und 1992 mit dem kleinen Newton. Er erschien auf dem Markt, als Apple-Gründer Steve Jobs nicht in der Firma war. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1997 stoppte Jobs die Produktion. Drei Jahre später verkündete er aber einen Computer, der ebenfalls zum Ladenhüter wurde.
Der Apple Power Mac G4 Cube gehörte zu einer Rechnerfamilie, die 1994 den Anfang nahm. Im März des Jahres kamen die Modelle Power Macintosh 6100, 7100 und 8100 heraus. Sie enthielten den PowerPC-Prozessor von IBM und Motorola mit 32 Bit. In der Folgezeit wuchs die Familie an; im August 1999 brachte Apple den Power Mac G4 heraus. Das G4 stand für die vierte Generation des Prozessors. Apple nannte den Rechner den ersten persönlichen Supercomputer. Das unnachahmliche Design stammte vom Engländer Jonathan Ive.
Ive war auch für die Gestaltung des Power Mac G4 Cube zuständig. Vorgestellt wurde der Rechner am 19. Juli 2000 auf der Macworld Expo in New York. Die Zuschauer sahen zuerst den Werbefilm Think Different; er begleitete seit 1997 die neue Apple-Ära mit Steve Jobs am Ruder. Danach trat Jobs selbst auf die Bühne. Er enthüllte eine optische Computermaus und verbesserte Versionen des iMac und des Power Mac G4. Anderthalb Stunden nach Beginn der Show rollte der G4 Cube heran; hier ist der Moment im Film festgehalten (Minute 1:30).
Die Zuschauer waren begeistert. Der Würfel maß 18 mal 18 mal 18 Zentimeter und steckte in einem nur wenig größeren Acrylglas-Gehäuse. Sein G4-Prozessor lief mit 450 oder 500 Megahertz; die billigste Version besaß einen Arbeitsspeicher von 64 Megabyte und eine Festplatte für 20 Gigabyte. Dazu gab es ein DVD-Laufwerk. Mitgeliefert wurden Tastatur, Maus und zwei Lautsprecherkugeln. Der Cube war so gut wie unhörbar, denn die Kühlung erfolgte nicht mit einem Ventilator, sondern durch die im Inneren aufsteigende Luft.
In Deutschland kostete der Power Mac G4 Cube in der Grundausstattung 4.499 DM; das waren 500 Mark mehr als ein gewöhnlicher G4. Dazu kam der Preis für den Monitor. Apple merkte, dass der Computer zu teuer war und senkte noch vor Jahresende die Preise. Bei uns bezahlte man für ein System 750 DM weniger. Bemängelt wurde auch, dass das Gerät kaum Platz für Erweiterungskarten bot, was angesichts der Größe aber nicht verwundert. Im Juli 2001 endete die Fertigung des Würfels; insgesamt hatte Apple 150.000 Stück abgesetzt.
Schon Monate vorher hatte Steve Jobs das 25-köpfige Entwicklungsteam des Cube entlassen. Bleiben durfte Chefdesigner Jonathan Ive. Er erhielt viel Lob für das Design des Computers, ein Exemplar fand den Weg ins New Yorker Museum of Modern Art. Ive entwarf in den folgenden Jahren Apple-Erfolge wie den iPod und das iPhone. Es war nicht das erste Smartphone der Technikgeschichte, legte aber die endgültige Form fest. 2012 erntete Ive einen Adelstitel; 2019 trennte sich Sir Jonathan von Apple.
Bekannt ist, dass sich Ive gelegentlich von Produkten der westdeutschen Braun GmbH inspirieren ließ. So lebt im iPod das Taschenradio T3 weiter, ein Entwurf des gefeierten Formgestalters Dieter Rams. Auch der Power Mac G4 Cube hat einen leichten Braun-Touch. Nicht vergessen sollten wir den ersten Würfel von Steve Jobs. Am schwarzen NeXT wirkte der deutsche Designer Hartmut Esslinger mit. Der NeXT war wie der Power Mac G4 Cube ein Misserfolg, aber Würfeln ist eben ein Glücksspiel. .