Happy Birthday, Microsoft Word!
Geschrieben am 24.10.2023 von HNF
Vorgestellt wurde sie im April 1983, in den Handel kam Microsoft Word am 25. Oktober. Mit der Software betrat die Firma den Markt der Textverarbeitung für Mikrocomputer. Ihre Entwickler Charles Simonyi und Richard Brodie hatten vorher im Forschungszentrum PARC gearbeitet. Mit Word for Windows von 1989 setzte sich Microsoft dann an die Spitze der Schreibprogramme.
Vor vierzig Jahren war Textverarbeitung am Mikrocomputer ein Abenteuer – wir erzählten es in unserem Blog – und das Software-Angebot bunt und vielfältig. Retro-Freunde erinnern sich vielleicht noch an EasyWriter, Electric Pencil, Perfect Writer, WordPerfect oder WordStar; vergessen sind mittlerweile Produkte wie Alphatext, Oliword, StarTexter, Textomat und der Volkswriter mit der Abkürzung VW.
Im April 1983 stellte eine junge Firma in Atlanta/Georgia – dort fand damals die Computermesse COMDEX statt – ein Schreibprogramm vor. Multi-Tool Word kam von der Microsoft Corporation, die in Bellevue bei Seattle saß. Microsoft hatte keinen Messestand und präsentierte das Programm im Hotel, es wurde aber von der Fachpresse registriert. Im Handel erhältlich war es ab dem 25. Oktober 1983 unter dem Namen Word zum Preis von 375 Dollar. Kostenlos gab es die Software im November für die 100.000 Abonnenten der Zeitschrift „PC World“.
Word benötigte laut Microsoft 128 Kilobyte Speicherplatz und ein Diskettenlaufwerk der Größe fünfeinviertel Zoll. Es lief mit den Betriebssystemen MS-DOS und Xenix, dem von Microsoft benutzten Unix-Derivat. Word ließ sich per Tastatur oder mit der Maus bedienen; sie gab es für 120 Dollar. Die Software konnte bis zu acht Dokumente parallel bearbeiten oder acht Teile desselben Dokuments. Oder wie es eine Microsoft-Anzeige ausdrückte: „Word does windows“
Die Texte in den Fenstern gehorchtem dem Prinzip What you see is what you get; was der User schrieb und sah, stand so später auch auf dem Papier. Die Word-Entwickler Charles Simonyi und Richard Brodie übernahmen es von den Alto-Computern des kalifornischen Forschungszentrums PARC. Simonyi wurde 1948 als Sohn eines Universitätsprofessors in Budapest geboren. 1966 verließ er Ungarn Richtung Dänemark, 1968 zog er in die USA. Ab 1972 arbeitete er im PARC; er zählte zu den Urhebern des Textprogramms Bravo. 1981 schloss er sich Microsoft an, wo er für die Bürosoftware verantwortlich war.
Die erste Ausgabe von Microsoft Word war kein großer Erfolg. Die Nummer Eins im Feld der Textverarbeitung blieb das Programm WordStar, von dem 1982 eine MS-DOS-Version vorlag. 1984 machte seine Mutterfirma MicroPro einen Umsatz von 72 Millionen Dollar, was einem Marktanteil von 23 Prozent entsprach; Word belegte acht Prozent. 1983 kam WordPerfect für MS-DOS heraus und wurde dann zum Marktführer. 1990 erreichten die Verkäufe einen Wert von 373 Millionen Dollar, während die Word-Einkünfte bei 125 Millionen verharrten.
Danach ging es für beide Programme abwärts. Der Grund dafür hieß Word for Windows. Die Textverarbeitung für das neue Microsoft-Betriebssystem lag 1989 vor, und bald stiegen die Umsätze, dass es eine reine Freude war. 1992 überholten sie die Verkäufe von WordPerfect, 1997 hatte die Software einen Marktanteil von über neunzig Prozent oder 1,973 Milliarden Dollar in Zahlen. Charles Simonyi verließ Microsoft im Jahr 2002 und widmete sich seiner eigenen Firma; außerdem flog er zweimal als Weltraumtourist ins All. 2014 veröffentlichte das Computer History Museum den Quellcode von Word for Windows 1.1a.
Wer noch mehr zur Entwicklung der Textverarbeitung erfahren will, sollte diesen und den folgenden Artikel lesen. Hier geht es zu einem Buch zum Thema von 1984. Ein Video zum frühen Word bietet YouTube an und ebenso einen Blick in die Geschichte. 1987 berichtete die Fernsehserie Computer Chronicles über Textverarbeitung, man sah auch einen Vertreter von Microsoft. Mit textverarbeitenden Literaten befasste sich unser Blog schon 2015.
Unser Eingangsbild zeigt zwei Microsoft-Word-Disketten und das Begleitbuch aus dem Depot des Nationalmuseums für amerikanische Geschichte in Washington (Foto Smithsonian Institution).
Sehr informativer Beitrag. Wäre interessant, mal die Meinung der damaligen Entwickler zum heutigen Stand der Schreibprogramme zu erfahren, ins besondere bzgl. des Marketings.
Absolut Spitze war für mich persönlich WORD97, das ein Flipper-Spiel startete, wenn man ein Key-Word und 3 geheimnisvolle Mausklicks machte 🙂 . Vom Praktiker designed – davon zeugt die „Chef“-Taste (Leertaste), die man schnell betätigt, wenn der Chef ins Büro kommt, um nach der Schreibarbeit zu sehen 🙂 .