Heinz Nixdorf und Konrad Zuse
Geschrieben am 31.01.2025 von HNF
2025 feiern wir den 100. Geburtstag von Heinz Nixdorf. Deshalb wird unser Blog in den kommenden Monaten sein Leben und Schaffen etwas eingehender behandeln. Den Anfang macht ein Beitrag über Begegnungen von Heinz Nixdorf mit dem Computerpionier Konrad Zuse. Die beiden lernten sich im Dezember 1975 in Paderborn näher kennen und blieben danach in Verbindung.
Live erlebt hat Heinz Nixdorf den Erfinder des Computers schon im Juli 1952. Damals fand in Aachen ein Kolloquium für programmgesteuerte Rechengeräte und Integrieranlagen statt, wo Konrad Zuse zu den Referenten zählte. Der junge Heinz Nixdorf saß unter den Zuhörern, wir erzählten es im Blog. Zu einem persönlichen Gespräch kam es mit Sicherheit nicht.
Das holte Nixdorf im Dezember 1975 nach, als ihn Zuse in Paderborn besuchte. Wir wissen das Datum von einem Brief, den der Computererfinder am 16. Dezember des Jahres schrieb und dessen Durchschlag im Archiv des Deutschen Museums liegt. Dieses verwahrt in Kopie oder als Entwurf sechs Schreiben von Konrad Zuse an Heinz Nixdorf und zwei an seine Frau sowie eine Nachricht an den Nixdorf-Manager Klaus Luft; sie lassen sich alle im Internet nachlesen. Dazu kommen vier Briefe und eine Postkarte, die Nixdorf an Zuse schickte; sie sind allerdings nicht online.
Der Brief von 1975 entstand nach Konrad Zuses Paderborn-Reise. Darin dankte er Nixdorf für die Gastfreundschaft und schlug vor, in Verbindung zu bleiben. Besonders interessierte ihn die Zukunft der Software. Möglicherweise kam es schon ein Vierteljahr später zum nächsten Treffen, denn in einem Brief vom 13. März 1976 erwähnte Zuse Fotos, die er von Heinz Nixdorf erhielt. Es könnte sich um acht Bilder handeln, die sich im HNF-Archiv befinden. Wir sehen dort die beiden Herren in Nixdorfs Büro und in der NCAG-Fertigung. Zu der kleinen Serie gehört auch unser Eingangsbild oben.
Wir überspringen zwei Briefe und kommen in das Jahr 1985. Am 20. Februar teilte Konrad Zuse Heinz Nixdorf mit, dass er am 12. März einen Vortrag im Gymnasium Verl in der Nähe von Paderborn halten würde. Zuse lud Nixdorf und seine Mitarbeiter zum Vortrag ein und fragte außerdem an, ob er ihn besuchen könnte. Ob sich daraus ein Treffen ergab, wissen wir nicht, sicher ist aber, dass Heinz Nixdorf im November 1985 nach Hünfeld fuhr, dem Wohnsitz von Konrad Zuse nördlich von Fulda.
Hier wurde die Computerabteilung des Heimatmuseums eröffnet, und Nixdorf nahm an der Feier teil. Heute heißt das Haus Konrad-Zuse-Museum mit Stadt- und Kreisgeschichte und ist eine der vier großen Sammlungen von Zuse-Computern in Deutschland; die anderen sind das ZCOM in Hoyerswerda, das Computermuseum in Kiel und das Deutsche Technikmuseum in Berlin. Aus einem Zuse-Brief vom 12. November 1985 geht hervor, dass Nixdorf auch zwei Gemälde des Computererfinders erwarb, der ja Hobbykünstler war.
Die folgenden Briefe hatten einen traurigen Anlass. Am 17. März 1986 starb Heinz Nixdorf auf der CeBIT in Hannover, fünf Tage später drückte Konrad Zuse in Schreiben an Nixdorfs Witwe Renate und an Klaus Luft, den Nachfolger an der Firmenspitze, sein Beileid aus. Der letzte Briefentwurf unserer Sammlung betraf gleichfalls Renate Nixdorf. 1990 lud Zuse sie zur Feier seines 80. Geburtstags ein; im Text heißt es: „Gerne erinnere ich mich an die verschiedenen Zusammenkünfte mit ihrem verehrten Gatten, und ich bin stolz darauf, ihn zu meinen Freunden zählen zu dürfen, der leider viel zu früh von uns gegangen ist.“
Wir schließen mit einer erfreulichen Erinnerung noch einmal an Konrad Zuse. Das Archiv des Bayerischen Rundfunks bewahrt einen Filmclip auf, der am 24. September 1968 ausgestrahlt wurde. Er entführt uns in die Abteilung Nachrichtentechnik des Deutschen Museums. Dort sehen wir den Computerpionier und den von ihm erstellten Nachbau des Relaisrechners Z3. Zuses Gesprächspartner ist der Journalist Werner Büdeler, der Clip stammt wahrscheinlich aus seiner Serie Sieg der Computer, die damals im 3. Programm des Senders startete.